548. Zu unserer Frauen von Ast.

[104] Zimmermann geistl. Kal. V., 287.


Ein Stündlein von Waldmünchen liegt das Dörflein Ast mit dem Gotteshause zu unserer lieben Frau von Ast, woselbst ein uraltes Gnadenbild noch heutiges Tages zahlreiche Wallfahrer versammelt. Der Ursprung dieser Wallfahrt hat sich also begeben.

Es soll vor vierthalb hundert Jahren eine Gräfin von Schnirtzenberg (Andere wollen von Fürstenberg) aus Böhmen in die Pfalz gereist sein. Unterwegs, weil die Hitze groß war, wurden die vor den Wagen gespannten Rosse von Fliegen und Bremsen im großen Walde, welcher sich dazumal bis nach Neunburg erstrecket, also stark geplagt und gestochen, daß sie nicht mehr zu halten waren, sondern dergestalt scheu geworden, daß man besorgen müssen, es werde Alles zu Trümmern gehen. In solch äußerster Gefahr hat die Gräfin Gott und seine werthe Mutter um Hülf angerufen und gelobt, wann diese Gefahr ohne Schaden ablaufen werde, wolle sie der Muttergottes zu Ehren eine Kapelle bauen lassen. Alsobald[104] sind dann die Pferde sammt dem Wagen auf einem Bühel, darauf jetzo die Kirche erbaut ist, stehen geblieben, ohne daß Jemanden Schaden widerfahren, worauf die Gräfin sich aus dem Wagen begeben, auf ihre Knie niedergefallen und Gott für solche Gnade gedanket, auch an dem Ort, wo die Pferde stehen geblieben, sogleich die Anstalten zum Baue machen lassen. Als man aber beim Fällen der Bäume begriffen war, ist unvermuthet ein Muttergottesbild auf dem Ast eines Baumes gefunden worden; dieses hat man nach der Hand in das neuerbaute Gotteshaus übersetzt, auch der Kirche den Namen Ast gegeben.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 104-105.
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