551. Die Geister auf Stockenfels.

[106] Mündlich.


Gar Vieles wissen die Leute der Umgegend von dem Treiben der Geister auf Stockenfels zu erzählen. Manche haben ihre Neugierde mit[106] großem Schrecken gebüßt, wenn sie sich Nachts in das Gemäuer der verrufenen Veste gewagt hatten. Einmal verirrte sich ein Bauer tief in der Nacht in die Ruinen und gerieth in einen großen Saal. Da sah er eine Anzahl von Herren in bunten Gewändern um eine Tafel sitzen. Ein goldener Becher, welcher von Feuer roth glühte, kreiste unter ihnen. Dabei verkürzten sie sich die Zeit mit Spielen und warfen Münzen auf den Tisch, welche wie Flämmchen hin- und herfuhren. Andere wollen sie mit Kegelscheiben beschäftigt gesehen haben, wobei denn die geworfenen Kugeln feurige Bahnen hinter sich zogen, weil die Kugeln selber glühend waren. Und so wird noch Manches von den schwarzen Rittern erzählt, welche auf der Burg ihren Aufenthalt haben.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 106-107.
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