577. Die Wallfahrt zu Trautmannshofen.

[128] Sulzbacher Kal. f. kath. Christen 1852, S. 95.


Die Wallfahrt zu Trautmannshofen in der Oberpfalz ist uralt, scheint aber erst im fünfzehnten Jahrhundert durch folgenden Anlaß größere Theilnahme gefunden zu haben. In diesem Jahrhundert kamen in damaligen Kriegszeiten einige Hussiten in das Kirchlein zu Trautmannshofen,[128] erblickten das hölzerne Bildniß der heiligen Jungfrau Maria, erzürnten sich und stießen wider sie die gräulichsten Lästerungen aus, rissen das Bild vom Altare, eilten damit einem Scheiterhaufen zu und warfen es mit Wuth in das Feuer. Allein, Wunder! das nämliche Bild stellte sich alsogleich ohne alle Verletzung wieder auf den Altar und zeigte das liebliche Angesicht, um diese verruchten Sünder zur Buße zu ermuntern. Allein die gottlosen Bilderstürmer, über dieses Wunder noch heftiger ergrimmt, griffen das zweite Mal nach dem Bilde und warfen es wiederholt in die Flammen. Aber auch das andere Mal erschien das Bild der heiligen Jungfrau auf dem nämlichen Altare, ohne vom Feuer verletzt worden zu sein. Ebenso fruchtlos blieb ein erneuter dritter Versuch, das Bild durch Feuer zu vernichten; auch das dritte Mal sah man es unversehrt auf dem nämlichen Altare stehen, worauf die boshaften Hussiten ermüdet und gedemüthigt von ihrem frevelhaften Unternehmen abließen.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 128-129.
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