586. Die grasende Magd zu Haselbach.

[136] F. Müller bei Fr. Panzer S. 128.


Spät Abends vor dem Festtage der heiligen Jungfrau, bei Mondschein, graste die Mühlmagd am grünen Bühl, und arbeitete auch während das Ave Maria geläutet wurde; ja statt zu beten, fluchte und rief sie: »Heul nur zu! mich kümmert es wenig, denn du Maria hast nie Futter gebraucht, wie eine Grasmagd.« Es nahte ein Geisterzug dem Bühl, dessen Gebet zu den Ohren der Dirne drang, aber selbst jetzt noch trieb sie ihren Spott. Da trat ein kleines Männchen aus dem Zug und rief zur frevelnden Dirne empor: weil dein Herz hart wie Stein ist, so sollst du auch zu Stein werden. Noch sieht man die knieende, grasende Magd in Stein verwandelt.

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Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 136.
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