614. Ahnherr der Groß von Trockau.

[159] M. Hoffmann annal. Bamberg p. 61.


Es war zur Zeit Konrads des Saliers, als die Wenden in Sachsen einfielen. Da schickte der Kaiser den Grafen Günther von Schlüsselberg mit einem Heere gegen sie. Als nun eines Tages beide Heere nur durch einen Fluß geschieden gegenüber stunden, trat ein großer und gewaltiger Mann[159] aus dem Lager der Wenden hervor und forderte den Grafen Günther von Schlüsselberg zum Zweikampfe heraus. Da setzte sich der Graf zu Rosse und ritt dem Wenden entgegen. Wie es nun zum Streit gekommen, hat der Riese dem Grafen mit List eines anzubringen und mit geschwenktem Ritt ihn zu fällen gesucht; der Graf, dieses merkend, nahm seiner Schantz wol wahr, fand auch bald Gelegenheit, seinen Gegner mit der Lanze aus dem Sattel zu heben und vom Pferde herab zu werfen; und als dieses geschehen, stieg er von seinem Rosse und fing den Zweikampf mit ihm zu Fuße an. Als nun der Wende bald darauf in den Unterleib verwundet worden, also daß er zu Boden sank, rief er dem Grafen zu, inne zu halten, denn er erkenne den Christengott und wolle sich taufen lassen. Auf dieses hielt nun der Graf inne, ging zu dem Wenden, hob ihn auf und ließ ihn in sein Zelt bringen. Als er dann wieder genesen, wurde er in die Kirche geführt, um getauft zu werden, da er dann den Namen Günther erhielt. Auch wurde er von den anwesenden Herren reichlich beschenkt. Graf Günther von Schlüsselberg nahm ihn mit sich nach Franken und gab ihm jährlich hundert Goldgulden zum Unterhalte, und König Heinrich III., Konrads Nachfolger, verlieh ihm ein adeliges Wappen, auf folgende Art. Wie er gegen den Grafen Günther zum Streit ging, trug er auf seinem Kopf einen Helm mit Reigerfedern geziert, und an dem Arm einen blauen Schild. Also gab ihm der König einen Wappenschild, der mit Weiß und Blau in die Länge getheilt war, darauf setzte er ihm einen offenen Helm und darauf weiter zwei Büffelshörner, deren das eine weiß, das andere blau war, jedes Horn von außen mit vier Reigerfedern besteckt. Die weiße Farbe sollte das neu angenommene Christenthum, die blaue das vorige Heidenthum und die Hörner und Federn seine Tapferkeit bedeuten.

Derselbige Ritter hat sich nachmals im Kampfe gegen die Sarazenen männiglich hervorgethan, ja sogar dem Herzog Gottfried von Bouillon in einem Treffen das Leben gerettet, daher ihm dieser noch einen rothen Querbalken oder rothe Binde in das Wappen verliehen.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 159-160.
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