622. Kroatenwäldchen bei Wunsiedel.

[166] Von PhilippZapf.


Im dreißigjähr'gen Kriege,

Nach manchem blut'gen Siege,

Da gab es für Kroaten

Ein wildes, wüstes Kämpfen:

Den schlimmsten Feind zu dämpfen:

Den Hunger der Soldaten!


Die Häuser leer und Felder!

Sie stürzten in die Wälder

Mit hastigem Verlangen:

Die Schaar, hyänengleiche,

Fand für die leeren Bäuche

Viel Schwämme aufgegangen!
[166]

Da ward geflucht, gerungen,

Mit süßem Schwamm1 bezwungen

Der Hunger bald, der heiße;

Und wie sie also fraßen,

Sie sanken auf den Rasen,

Getödtet von der Speise.


Ihr langes, wüstes Morden

Bezahlten nun die Horden:

Die Leichen mußten leiden,

Daß Wölfe, Geier, Raben

Sich sattgefressen haben

An ihren Eingeweiden!

1

Der scharlachrothe Fliegenschwamm.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 166-167.
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