684. Des Teufels Windsbraut.

[226] Mündlich. (W.M.v.d. Vor.)


En alter Häcker hat mer e G'schicht derzelt, wu sein Vater begegent is. Der is e mol in Summer drauß sein Wengert (Weinberg) gewest und hat gearbeit. Neba sein Wengert war a großer Kleeacker, und doa hat grad a Meed (Magd) en Kleea zammgerechent und auf Haufa gemacht. Mei Vater war grad an so en Kleeahaufa an der Owella (Pfad zwischen zwei Feldern) g'setza und hat e Käs und Broad ess' well. Auf e mol is a Windsbraut kumma und hat alla Kleeahaufa aus enaner[226] gejagt. Doa hat die Meed g'flucht: »Doa sell aber glei der Teifel neischlag!« – Und in den Augeblick is die Meed von Wind aufg'hoba worn und is in die Luft verschwunda. Mein Vater aber hat die Windsbraut sein Käs mit samm en Papier mit fortgenumma. Ueber a Weil is sei leers Käspapier wieder runterg'floga. Doa hat er g'sagt: »Hast en Käs g'fressa, kannst a es Papier behalt.« – Ueber a Weil sen dera Meed ihr Schlappa (Pantoffel) wieder runter g'falla, von ihr hat mer aber nix mehr g'sena, und ke Mensch weß, wu sie hi kumma is.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 226-227.
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