688. Die Neubauuhr zu Würzburg.

[228] Mündlich.


Die Neubauuhr war sonst die Uhr, nach der man die andern Uhren richtete. Diese hatte ein alter Diener zu besorgen. Einmal sollten in der Neujahrsnacht alle Uhren Nachts um zwölf Uhr nach der Neubauuhr gerichtet werden; aber siehe da, um zwölf Uhr war unsere Neubauuhr stehen geblieben. Der alte Diener ward nun deßhalb aus dem Dienste gejagt, und in der nächsten Nacht um zwölf Uhr mußte die Neubauuhr statt einmal zweimal die Stunde schlagen. Und heute noch schlägt die Neubauuhr jede Stunde doppelt. Weil aber der weggejagte Diener dieselbe verfluchte, deßwegen bleibt die Neubauuhr so oft stehen, was noch heut zu Tage trotz allen Reparirens der Fall ist.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 228.
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