723. Das verzauberte Kissen.

[252] Mündlich.


In der Reibeltsgasse zu Würzburg spukte im vorigen Jahrhunderte ein reicher Weinhändler, der seinen Bruder um sein ganzes Vermögen gebracht hatte. Von einem frommen Kapuziner wurde er in ein Kissen gebannt und dasselbe hinaus auf's Feld in eine Hecke geworfen. Ein Bauer von Theilheim, der das Kissen fand, warf es auf seinen Wagen, und nahm es mit heim. Als nun seine Ehefrau Nachts ihr Bett bestieg und sich auf das verzauberte Kissen gelegt hatte, fing es in demselben sich zu regen an, und die Bäuerin wurde in die Höhe geschleudert. Sie warf nun das Kissen vom Bette in eine Ecke der Stube, und die ganze Nacht verscheuchte ein furchtbares Getöse den Schlaf der Familie. Am andern Morgen warf der Bauer das Kissen wieder auf seinen Wagen, und brachte es in die Hecke zurück, wo er es gefunden hatte.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 252.
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