727. Die Hullefrau zu Würzburg.

[255] Mündlich.


Zu Würzburg erzählen noch alte Leute von der Frau Hulle. Sie schlich in der Christnacht auf den Straßen umher, hatte eine weite Haube auf dem Kopfe, war in einen weißen Mantel gehüllt, und hatte eine Ruthe in der Hand. So schlich sie vor den Thüren der Häuser herum, und wo in einem Hause böse unfolgsame Kinder wohnten, da ging sie hinein, öffnete die Thüre, und nahm die bösen Kinder in einem Sacke mit fort und trug sie dem Teufel zu. Die Frau Hulle schleicht jetzt nicht mehr herum, aber in der Christnacht kommen noch heute vermummte[255] Gestalten, um die bösen Kinder zu schrecken und zu züchtigen. Und eine solche Spukgespalt nennen die Würzburger noch jetzt die Hullefrau oder den Hullepotz.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 255-256.
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