728. Das Teufelsloch unter der Mainbrücke zu Würzburg.

[256] Mündlich.


Auch bei dem Baue der Würzburger Mainbrücke fehlte der Teufel nicht. Das Hochwasser hatte die alte Brücke mit sich fortgerissen, und es wurde eine neue gebaut. Da kam auch der Teufel und bot dem Baumeister seine Hülfe an. Doch dieser ließ sich mit dem seelenräuberischen Pferdsfüßler in keine Verbindung ein. Hierüber ergrimmt suchte jener den Bau auf alle mögliche Weise zu hemmen. Und wirklich brauchte man über hundert Jahre, um die Brücke zu vollenden. Nach ihrer Vollendung wollte der Teufel die Pfeiler untergraben, um sie von den Wogen wegreißen zu lassen. Doch da die Brücke schon durch kirchliche Weihe geschützt war, als der Teufel sein Zerstörungswerk versuchte, so vermochte er nur zwischen zwei Pfeilern ein Loch auszuhöhlen, und mußte dann abziehen. Dieses Teufelsloch, gewöhnlich nur das »Loch« genannt, soll grundlos sein und hat einen gefährlichen Strudel. Deßhalb passiren dieses Loch selten die Schiffe, sondern nur die Fichtelberger Flöße. So oft nun Flößer durch das »Loch« treiben, rufen sie den Heiligen Johannes von Nepomuk an, dessen Bild von Stein ober diesem Loche unter der Brücke angebracht ist.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 256.
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