743. Der wandelnde Probst zu Oberzell.

[266] Mündlich. (W.M.v.d. Vor.)


In Kloster Oberzell, das alleweil (jetzt) a große Maschienafabrik is, geat in heilige Zeite a Geist in Kreizgang um. Des is a Probst. Wie a mol vor e paar hunert Johr die Schweda nach Franka kumma sen,[266] und Alles ausgeplindert ham und g'sengt und gebrennt, sen alle Geistlia aus 'n Kloster Oberzell dervogeloffa. Doa hat der Probst es Geld alles mit enaner an en hemlia Platz eigegraba und hat ken Menscha anvertraut, wu es Geld vergraba war. Die Schweda ham es Kloster niedergebrennt, und wie sie wieder fort warn, is es Kloster wieder nei aufgebaut worn. Aber der Probst war g'storba. Und weil er ken Menscha g'sagt hat, wu er's Geld hivergraba hat, so muß er von dera Zeit o als Geist umgeha. Wenn mern siat, so helt er immer die rechta Hand in die Höha. Es Kloster is scho beinah fufzig (fünfzig) Johr ke Kloster mehr, aber en Probst siat mehr alleweil immer no umgeha.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 266-267.
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