752. Das Marienbild zu Dimbach.

[271] Dimbach, Ldg. Volkach. J. Gropp coll. script. Wirceb. II., 85.


Es war um das Jahr 1312, da hatte sich eine Bäuerin von Dimbach sammt ihrem Knäblein hinaus auf das Feld zur Arbeit begeben. Wie das nun zu geschehen pflegt, hatte sie das Kindlein auf den Boden in's Gras gesetzt. Während sie der Arbeit oblag, kam ein Wolf und trug es davon. Mit Entsetzen hört die Mutter das Geschrei ihres Kindes, aber anstatt dem Wolfe nachzulaufen, eilt sie spornstreichs zum nahen Kirchlein, fliegt zum Altar, reißt der Muttergottes das steinerne Jesukindlein vom Arm und betheuert, es nicht eher zurückgeben zu wollen, als bis sie ihr eigenes Kind aus den Klauen des Raubthieres zurück erhalten. Damit verläßt sie die Kirche und läuft mit dem Jesukindlein im Arm verzweiflungsvoll wieder dem Felde zu. Und siehe da, das grimmige Raubthier kommt der Verzweifelnden entgegen und legt ihr das Söhnlein wohlbehalten zu Füßen. Darauf bringt die Mutter voll Dank und Jubel das Jesukindlein[271] der Muttergottes zurück, nur daß sie es anstatt auf den linken Arm, auf dem es zuvor geruhet, auf den rechten hingesetzt. Von selber Stund' an ist viel andächtiges Volk nach Dimbach gezogen, auch der Ruf jenes Bildes in ganz Franken verbreitet worden.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 271-272.
Lizenz:
Kategorien: