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[298] Von AlexanderKaufmann.
»Zieht nicht zum Waidwerk, Graf Johann,
Denn heilig ist der Tag des Herrn!
Wohl winkt verlockend jener Tann,
Doch, Graf, bleibt heut dem Waidwerk fern!«
Der junge Tag ist hell erwacht,
Aus fernem Grün blickt Hirsch und Reh;
Die Kuppen glüh'n in Frührothspracht:
»Ade, Herr Burgkaplan, ich geh'!«
Und rüstig eilt der Graf hinaus
Und tiefer dringt er in den Forst:
»Bring' ich denn heute Nichts nach Haus?
Birgt Alles heut in sicherm Horst?«
Schon glüht die Sonn' um Mittagszeit,
Dem Grafen brennt's um Stirn' und Brust:
»Ein kühler Brunnen fließt nicht weit,
Da trink' ich draus – willkomm'ne Lust!
Willkomm'ner Trunk, bald labst du mich,
Mir lieber jetzt, als Milch und Wein!«
Wie tief der Graf den Wald durchstrich,
Versiegt ist Born und Börnelein.
[298]
Als hätte Wochen lang kein Thau
Den wilden Spessart mehr getränkt,
Nie einer Wolke nächtig Grau
Der Flur ihr feuchtes Naß geschenkt,
So dürr liegt Alles – wilder stets
Glüht Sonnenglut, todt starrt die Rund',
Und wie ein Höllenbrodem weht's
Qualmig aus Thal und Felsengrund.
Verschmachtend sinkt der Jäger hin
Auf glühem Stein, fern jedem Pfad,
Da greift's ihm plötzlich Herz und Sinn:
»Verzeih, o Gott, mir, was ich that!
Gerecht bestrafst du, Herr: Ich nahm,
Was dein ist – dieser Tag ist dein!
Doch sieh die Reue, sieh die Scham:
Laß mich nicht untergeh'n in Pein!
Du hast ja Boten – sende mir
Nur einen Tropfen« – Süßer Sang
Zieht fernher durch das Waldrevier,
Jetzt nah; 's ist Sonntagsglockenklang!
»Ist dies dein Bote? Ja, ich komm
Ich folge dir, geweihter Laut!«
Gekräftigt springt er auf und fromm
Hat er dem Himmelston vertraut,
Der vor ihm herflog wunderbar,
Bald durch die Lichtung, bald durch's Grün;
Drei Schritte noch, und blau und klar
Wallt dort ein Bach, und Wellen blüh'n,
Und Wellen winken – hier im Born
Trinkt Leben sich der todte Mann. –
Nie klang fortan ein Jägerhorn,
Zog Sonntagsläuten durch den Tann.
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