801. Stiftung von Klingenmünster.

[323] Alsatia dipl. I., 23. F.X. Remling urk. Gesch. der Abteien und Klöster in Rheinbayern I., 89.


Als Dagobert nach dem Tode seines Vaters Krone und Zepter erhalten, soll er anfänglich von jugendlichem Leichtsinne bethört, Lüsten und Leidenschaften gefröhnt, die Kirchen und Gotteshäuser beraubt und beschädigt haben, bis ihn der Herr zu einer Zeit heimgesucht und zur Besinnung zurückgebracht. Er wurde nämlich im Geiste vor den Richterstuhl Gottes geführt, wo ihn die Schutzheiligen der Kirchen, welche er zerstört hatte, vorab die allerseligste Jungfrau, der heilige Erzengel Michael und die Apostelfürsten Petrus und Paulus schwer anklagten. Sein schuldbewußtes Gewissen schloß ihm den Mund und er wurde von dem Richter zur schweren Strafe verurtheilt. Der heilige Michael nahete sich ihm mit flammendem Schwerte, schwang es über seinem Haupte und wollte so die gerechte Strafe wegen Kirchenraubes und Unterdrückung der Armen und Nothleidenden an ihm vollziehen. Dieß wehrte der heilige Dionys, der besondere Schutzheilige des Königs, erwirkte Aufschub der Strafe und deutete auf das Mittel, wie er Verzeihung erlangen könnte: daß er zur Ehre jener Heiligen, welche er vormals so schwer beleidigt, Kirchen erbauen sollte. Der König versprach, dieses gerne vollziehen zu wollen und wurde in Gnaden entlassen. Darauf erfüllte er sein Versprechen durch die Errichtung etlicher Klöster, unter diesen der Abtei Bliedenfeld, welche später Klinga oder Klingenmünster genannt worden.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 323.
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