825. Der Schatz auf Hohenfels.

[349] Mündlich.


Am südlichen Hange des Donnersberges, nicht fern von dem Dorfe Imsbach, stand vor Zeiten die Burg Hohenfels, von der kaum mehr eine Spur zu sehen ist. Die Leute in der Umgegend erzählen, es hätten vor Zeiten silberne Treppen zu derselben geführt, und reden viel von dort verborgenen Schätzen, die von Berggeistern gehütet werden, und von einem tiefen Keller, in welchem der uralte Wein in seiner eigenen Haut liegt, nachdem die Fässer längst vermodert und zerfallen sind. Den Hohenfelser Schatz zu heben, sind schon viele Leute ausgegangen. Einmal that dies eine kleine Gesellschaft von Männern in tiefer Nacht. Plötzlich standen sie vor einem offenen, hellerleuchteten Gewölbe, von dem am Tage noch Niemand etwas gesehen. Sie traten hinein und sahen in der Mitte eine steinerne Tafel, auf der ein großer Haufe Geldes lag, und nebst dem Gelde noch silberne Blumen und ein Schlüssel. Davor aber saß ein Berggeist, den Schatz zu hüten. Der Berggeist bot den Männern das Geld sammt dem Schlüssel an, so sie ihm dafür einen aus ihrer Mitte zu eigen gäben. Die Gesellschaft berieth sich, welchen sie als Kaufpreis geben solle, und verfiel auf einen Juden, der dabei war. Der Sohn Israels aber ergriff entsetzt die Flucht. Die Andern eilten ihm nach, erwischten ihn aber erst außerhalb des Gewölbes. Als sie den kläglich Jammernden zurückbrachten, fanden sie den Eingang zu dem Gewölbe nicht mehr, hörten aber in der Tiefe ein fürchterliches Geheul. Seitdem hat kein Mensch mehr den Schatz gesehen.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 349.
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