838. Der Schlingenbach.

[360] Die vor. Schrift S. 86.


Unter dem Berge, worauf einst das Schloß Entsee stand, liegt ein kleines, wildes Gehölz: der Schlingenbach. Dort ist vor Zeiten eine Unthat geschehen, wie denn auch der bekannte Gelehrte und gekrönte Dichter Bruschius daselbst von Räubern ermordet wurde. Furchtbarer aber war der Wald für das Landvolk dadurch, daß er den verwünschten Seelen der Rotenburger Herrn angewiesen war. Denn wenn sich sonst in der Stadt so eine arme Seele als »Schlarfer« oder »Klopfer« oder als ein Spuk anderer Art bemerkbar machte, da ließen die Verwandten heimlich den klugen Mann kommen, den man insgemein »den Pöpelträger« nannte. Der bannte sofort den schlimmen Geist in einen Sack und trug ihn fein säuberlich nach dem Schlingenbach, wo er volle Freiheit hatte, sein Unwesen zu treiben.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 360-361.
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