840. Der suchende Geist.

[362] Von Rehlen. Vgl. Sagenb. I., 382.


Zu Deiningen schmausen die Templer im Thurm,

Da sind sie sicher vor Regen und Sturm;


Da sind sie sicher vor Raub und Mord,

Der ihnen dräuet von allem Ort.


Sie sitzen beisammen beim frohen Mahl;

Vom Weine duftet der goldne Pokal.


Sie haben getrunken bis Mitternacht,

Der trauteste Diener bei ihnen wacht.


Nun schlafen sie ruhig nach fröhlichem Mahl,

Da fasset der Diener den blinkenden Stahl.


Das Gold und das Silber das leitet den Arm,

Wie fluthet das Blut aus den Herzen so warm.


Und als nun geflossen das edle Blut,

So suchte der Mörder nach ihrem Gut.
[362]

Seit ist vergangen manch' hundert Jahr,

Das Gut ist zu finden noch immerdar.


Die Kammer gebrochen, zerbrochen der Schrein,

Noch suchet der Diener beim Mondenschein!

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 362-363.
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