849. Das alte Haus bei Aicha.

[379] Mündlich.


Hinter der zur Pfarrei Wellheim gehörigen Filiale Aicha erhebt sich in dunkler Buchenwaldung ein schauerlich steiler Felsen, dessen Platte mit Buchen und uralten Eichen bewachsen, die Ruinen der uralten Veste des alten Hauses im Loche oder Altenstein trägt. Oede und verlassen sehen die Trümmer der Veste auf dieser steilen Höhe in die wenig belebte aber reizende Landschaft hinaus, während das helle Grün des Epheu, dessen Stämme armsdick sich an den Felsen herabranken, das Auge erquickt. So dürftige geschichtliche Notizen sich über die Burg vorfinden, so lebt doch manche sagenhafte Ueberlieferung, die wir hier treulich aus dem Munde des Volkes wiedergeben. – Vor Alters hot auf der olten Bürg, die den Pflegern z' Kunstan g'hört hot, Aner, Groß hot er sie g'schriebn, a Fraüla ghot, is kaum sei anzigs Kind gwest, die nit allan arm sondern a unmügli wüast u mit feuerrothe Hoar bhast gwest is. Dorüber hot sie dös Fraüla unmügli kränkt. Do kommt ihr a mol a Jager im Holz z' entgegen u frogts, worum S' denn gor so trauri wär. Schads wohl, hots Fraüla gsogt, weil i nit schö bin u kan Geld hob. Sogt der Jager, bold mir Dein Seel verpfändst af 3 Johr, so moch i di schön u reich a. S'Fraüla frogt ihn wer er sey. Drauf sogt der Jager, wenn d' mein Noma inne werst, so schenk i dir dei Seel; die i nach 3 Johren holen thue. Dös war dem Fraüla recht, und glei drauf is schön woren u reich a, u es san grods gnug komma, dies hobn heirathen wollen. Endli ruckt d'Zeit on, wo der Jager ihr Seel hot holen wollen; S' Fraüla hot aber unter der Zeit gheirath ghot, u glückli mit ihrem Mon glebt, izat is ihr aber Angst woren u do hot sie d' ganz Gschicht ihrm olten Jager onvertraut. Der is glei Tog u Nocht im Holz rumglafa u hot überoll den Jager gsucht, endli hot er anmol an Zwerg gsegen, der af Bürg zugieng u voll Freuden in d' Höh sprang u asrief: Wie mi dös Ding jezt freut, daß s' Fraüla no net weiß, daß i Silfingerl heiß. Jezt war dem Jager gholfa, er is glei voranglafa, hots seiner Fra gsogt, wos er gsegen u ghört hot, u wie der Teufel komma is, hots sie ihm glei bey sei'm Noma ongredt, aus lauter Zorn is der Teufel fort, daß dganz Burg zittert hot u hot an solche Gstank hinterloßen, daß Niemands[380] mehr hot drin wohna können. No wachsen Pflanzle dorum, die ma Silfingerl hoast u die a bisla viel stinken, bsonders bold mans reibt. Af der verwünschten Bürg aber segn d' Herten u Köhler, bsonders zu heilinge Zeiten, an grausamen Spuck u lüftigen Tanz von die Geister; worunter der Silfingerl allemol dabei is, u ohne s' Kreuz z' mochen, geht gwiß kan Mensch af die olt Bürg.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 379-381.
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