850. Der St. Willibaldsbrunnen.

[381] Mündlich.


Bei dem Ittstätter Hof, dem einzigen von dem ehemaligen Pfarrdorfe Ittstätten bestehenden Weiler nächst Kloster Bergen, stößt das Heilig- und Brunnenholz, deßwegen so genannt, weil sich in demselben der St. Willibaldsbrunnen befindet, zusammen. Der St. Willibaldsbrunnen ist ein sechzehn Fuß im Umfange messender Felsen, der nur zwei Fuß aus der Erde hervorragt und mehrere Löcher von verschiedener Größe und Tiefe hat, die stets mit Wasser gefüllt sind. In der größten Sommerhitze trocknen diese oft über drei Schuh tiefe Höhlungen nie aus, und wenn sie auch mit Fleiß ausgeschöpft werden, wie dieß der Fall einmal war, so sind sie doch sogleich wieder voll. Die Volkssage berichtet hierüber, daß der heilige Willibald hier auf seiner Reise mit seinem Pferde gestürzt sei, und daß diese Löcher die Eindrücke des gefallenen Rosses seien. 1750 wurde zu diesem Brunnen eine Kapelle neu erbaut, die mit der hölzernen Bildsäule des heiligen Willibald und manchen Votivtafeln versehen ist, worunter auf einer derselben die Sage abgebildet ist. Vormals war dieser Brunnen mit Stauden und Hecken eingefriedigt und nur den Jägern und Anwohnern bekannt, wie dieß Christoph Schachner S.J. in seinem »heilsamen Oehlbrunn der heiligen Walburg, Ingolstadt 1621,« bezeugt.

Wie der heilige Willibald so ist auch der heilige Wunibald, dessen Bruder, durch einen Brunnen verewigt. In dem ehemaligen Klostergarten zu Heidenheim zeigt man den Wunibalds- oder Heidenbrunnen, mit dessen Wasser St. Wunibald die heidnischen Bewohner dieser Gegend taufte.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 381.
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