885. Lieb Frauen Bild zu Peutingen.

[420] Gumppenbergs Marian. Atlas, deutsch von Wartenberg IV., 187.


Peutingen ist ein Dorf, von dem einen Musketenschuß weit eine Kapell unser lieben Frauen, deren Anfänger ein Schneider gewesen, Lorenz mit Namen, ein Inwohner dieses Orts. Als der noch ein kleiner Knab[420] war, hat er oft von seiner Ahnfrau Apollonia gehört, es lägen an jenem Ort diejenigen aus der Pfarr Peutingen, so an der Pest gestorben, begraben; wenn er groß würde, sollte er auf seine Kosten ein Bild unser lieben Frauen machen und darein stellen lassen, den armen Seelen zu Trost. Nach dem Tod der Apollonia ist Alles in Vergessenheit gerathen, bis den Lorenz, da er schon ein gestandener Mann, ein großer Schmerzen bei dem Herz ankommen, so von Tag zu Tag zugenommen, ohne daß ihm irgend ein Mittel helfen können. Indem wird er im Schlaf ermahnet, ein Muttergottesbild aufzurichten, darnach werde das Uebel aufhören. Wie er erwachet, ist er des Wortes seiner Großmutter eingedenk alsbald hingangen und hat den ersten Stein zu einem kleinen halbrunden Kirchlein, sechs Schuh hoch und vier breit, gelegt, hat auch der Schmerz angefangen nachzulassen, bis er mit Vollendung der Kapelle völlig verschwunden. Darauf hat der Lorenz ein hölzernes Bild unser lieben Frauen darein gestellt, solches haben die Pilgrim häufig besucht und Wundergnaden empfangen, ist also hernach eine rechte, doch nit große Kirche daraus gemacht worden. Da man das Fundament gegraben, hat man die Todtenbeiner gefunden, daß also des Lorenzen Ahnfrau recht gesaget.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 420-421.
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