889. St. Walburga bei Kaufring.

[425] Mündlich.


In der Gemeinde-Flur Kaufring, mitten auf fruchtbaren Ackerfeldern steht auf einem sanften Hügel ein altes Kirchlein, welches von etlichen schönen Lindenbäumen umschattet, und von einer Mauer umgeben wird. Das Kirchlein ist zu Ehren der heiligen Walburga, der Schwester des heiligen Bischofes Willibald von Eichstädt, eingeweiht worden, nachdem es längst zuvor schon den heiligen Aposteln Philippus und Jakobus gewidmet war. Dieser kleine Tempel ist offenbar sehr alt, was wohl seine Bauart schon beweisen mag. Die Form der Fensterwölbungen und der Thüre ist gothisch, die Mauern sind sehr dick und schwarz, in der ganzen Kirche nur zwei Fenster gegen Mittag angebracht; der Plafond ist von Holz; die Kunstarbeiten meistens nur Gemälde auf Tafeln von Holz, und der Eintritt hat drei Stufen abwärts. Das Volk schreibt diesem düstern[425] Kirchlein, in welchem es gerne betet, heidnischen Ursprung zu. Es sollen hier vor Eingang des Christenthums die heidnischen Bewohner der Gegend den Göttern geopfert haben.

Ueberdieß erzählt man auch, daß St. Walburga früher nicht bloß den Bewohnern von Kaufring, sondern auch den Einwohnern der benachbarten Dörfer Epfenhausen und Weil, namentlich zur Zeit der Pest, welche von 1630 bis 1631 hier wüthete, als Begräbnißort gedient habe. In Kaufring wird noch immer jener Karren aufbewahrt, auf welchem man die Todten zur Nachtszeit abführte. Dieser Karren ist mit Filz beschlagen, und konnte daher ohne Geräusch die an der Pest verstorbenen zu dieser entlegenen Ruhestätte fördern. Außer solchem lebendigen Andenken erinnert noch daran die von der Gemeinde Kaufring gemachte Stiftung von vier Quatembermessen, welche in der Kapelle der heiligen Walburga jährlich gehalten werden müssen.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 425-426.
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