893. Stauffenberg oder Stoffensberg

[429] Mündlich.


Schön und erhaben hat einst die Burg der Hohenstaufen auf dem Stauffenberge jenseits des Leches geprangt. Nun schauen nur mehr einige Tannen mit ihren dunkelgrünen Häuptern auf die nahe Stadt Landsberg herüber, und am Fuße des Berges steht ein bescheidenes Haus, welches von den Besitzern des Gutes bewohnt ist. Dort oben auf dem Gipfel des Berges haben Ritter gehaust, Vasallen des erhabenen Geschlechtes, dem der Kaiser Friedrich Barbarossa entsprossen ist. Konradin, der letzte des Stammes, hat das Gut sammt der Burg an den Herzog Ludwig den Strengen von Bayern verpfändet, als er hinzog nach Italien, um sich statt der Kaiserkrone den Todtenkranz zu holen. Seitdem ist das Schloß verfallen, und weist nur mehr Trümmer auf, die dem Boden gleich sind. Wie das Schloß so gänzlich zu Verfall gekommen, wissen wir nicht, das Volk sagt: es sei versunken. Diese Ansicht wurzelt fest im Volke und erhält das Andenken, daß auf dem Stoffensberg ein Schloß gestanden habe.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 429.
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