897. Das Hoimännlein auf der Lechbrücke.

[432] Mündlich.


Die ältesten Männer in Kaufring erzählen noch von einer wundersamen Erscheinung, welche vor Zeiten auf der Lechbrücke stattgefunden habe. Es kam zu gewissen Zeiten des Jahres allemal auf der Brücke zu Kaufring ein Männlein daher, welches keinen andern Laut von sich gab, als: Hoi, hoi! hoi, hoi! Dieses sonderbare Männlein ging jedesmal bis zum Thore herein, welches die Brücke vom Dorfe abschloß, und zur Nachtszeit geschlossen wurde. Die beherztesten Männer des Dorfes wollten das Männlein haschen; sobald sie aber Anstalt dazu trafen, sprang es in den Lech hinab, und erschien dann ein andersmal wieder mit demselben Geschrei. Uebrigens wurde von diesem Hoimännlein Niemand beleidigt, und die Bewohner des Dorfes gewöhnten sich so sehr an den Besuch desselben, daß man es ruhig walten ließ. Seit mehr als einem halben Jahrhunderte wird aber nichts mehr von dem Hoimännlein gehört.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 432.
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