920. Maria vom Tannenbaum zu Högling.

[448] Marian. Atlas von Gumppenberg, teutsch von Wartenberg, II., 308.


In dem Dorf Högling war ein Weber seines Handwerks mit Namen Balthasar, ein frommer siebenzigjähriger Alter und großer Liebhaber der Mutter Gottes. Dieser pflegte oft das wunderthätige Frauenbild von Weihenlinden zu besuchen, allein klagte, daß er weit zu gehen habe und die Füße ihn nicht mehr tragen wollten; hat sich derhalben entschlossen, eine nähere Herberg zu bestellen, und auf's wenigste alle Freitag solches Bild zu besuchen. Im Jahr 1647 ist ihm einsmals in der Nacht die Mutter Gottes im Schlaf erschienen und hat gesagt, sie ließ ihr seinen Eifer und guten Willen gefallen, weilen er aber alt und schwach, auch ziemlich weit zur Kirchen habe, begehre sie solchen Kirchgang nit, sondern wann er am Ende des Dorfs zu dem bekannten Tannenbaum kommen werde, soll er alldort niederknieen und sein Gebet verrichten, was er sonst in der Kirchen verrichtet habe. Dem Alten war's recht, macht sich alsbald auf, heftet ein Muttergottesbild an den Tannenbaum, und damit er vom Wetter nicht im Gebet verhindert würde, macht er ein Dächlein und Hüttlein von zusammengeklaubten Brettern. Hernach sind seinem Beispiel auch Andere gefolget und bald Opfer an Geld und Anderem gekommen, also daß die ganze Gemein von dem Ordinario zu Freysing erbeten und erhalten, daß sie an selbigem Ort eine gemauerte Kapelle bauen dürfen.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 448-449.
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