102. Die Hubertushöhle bei Sillium.

[75] Mitten in einem Gehölz, der Hainberg genannt, befindet sich die Hubertushöhle; die Stelle wird jetzt gewöhnlich das Jägerhaus genannt. In früheren Zeiten, wo noch alles katholisch war, sollen sich hier oft viele katholische Geistliche an der Jagd belustigt haben. Ein solcher war auch Hubertus, sonst ein recht frommer Mann, aber auf die Jagd gar sehr erpicht. Seit langer Zeit hatte dieser keinen Hirsch geschossen und verlangte recht darnach wieder einmal einen Hirsch zu schießen. Da ging er am Christabend hinaus auf die Jagd und sprach zu seinen Genossen, heute wolle er einen Hirsch schießen, und wenn dieser das heilige Kreuz Christi zwischen den Hörnern trüge. Es war heller Mondenschein, da sieht er etwa funfzig Schritte vor sich einen großen Hirsch aufspringen; er schießt darnach und trifft ihn auch so gut, daß er gleich todt niederstürzt. Er geht hin zu dem Hirsche und sieht zu seinem Schrecken, daß ihm wirklich das heilige Kreuz zwischen den Hörnern hängt. Voll Bestürzung und Angst geht er nach Hause. Nach seinem Tode muß er mit seinen Hunden als Hasjæger (so) in der Luft daher ziehen und jagen.

Quelle:
Georg Schambach / Wilhelm Müller: Niedersächsische Sagen und Märchen. Göttingen 1855, S. 75.
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Niedersächsische Sagen und Märchen
Niedersächsische Sagen und Märchen : Aus dem Munde des Volkes gesammelt und mit Anmerkungen und Abhandlungen herausgegeben. Nachdruck 1979 d. Ausgabe Göttingen 1855.