136. Schatz gehoben.

[107] Einem Bauern in Holtershausen, Namens Brinckmann, träumte[107] drei Nächte hinter einander, auf der Hameler Brücke würde er reich werden. Er ging also hin nach Hameln und stellte sich auf die Brücke, aber es begegnete ihm nichts; nur ging ein vornehmer Herr auf der Brücke spazieren. Am zweiten Tage stellte er sich wieder auf die Brücke, und auch der vornehme Herr fand sich wieder ein. Als dieser den Bauern wieder da stehen sah, fragte er ihn, weshalb er da stände, er habe ja auch schon gestern da gestanden. Jener antwortete, das wäre lächerlich zu sagen, und erzählte dann seinen Traum. Darauf sagte der vornehme Herr, auf Träume sei nichts zu geben, so habe ihm selbst geträumt auf der Mönchebreite am Litberge ständen mehrere hohle Bäume, und unter einem derselben, einer Eiche, läge ein Schatz. Der Bauer sagte kein Wort, – denn ihm gehörte die Mönchebreite am Litberge, – kehrte nach Holtershausen zurück, grub an der bezeichneten Stelle nach und fand wirklich daselbst einen Schatz. In Folge dessen ward er sehr reich, – ganze Platten von Silber haben die Leute bei ihm gesehen, – allein der Reichthum ist nicht in der Familie geblieben. Eine Anverwandte jenes Mannes lebt noch, aber in Armuth.

Quelle:
Georg Schambach / Wilhelm Müller: Niedersächsische Sagen und Märchen. Göttingen 1855, S. 107-108.
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Niedersächsische Sagen und Märchen
Niedersächsische Sagen und Märchen : Aus dem Munde des Volkes gesammelt und mit Anmerkungen und Abhandlungen herausgegeben. Nachdruck 1979 d. Ausgabe Göttingen 1855.