3.

[124] Im Steinberge bei Seeburg ist ein Zwergloch, worin früher Zwerge hausten. Diese fügten den Bauern des Dorfes manchen Schaden zu, indem sie, besonders wenn gedroschen wurde, aus den Häusern Getreide wegholten. Als einst ein Bauer mit einem Gänsefittich auf der Tenne die ausgedroschenen Körner zusammen fegte, geschah es zufällig, daß er einem Zwerge, der ihm unsichtbar eben wieder Korn stehlen wollte, den Hut vom Kopfe[124] schlug, so daß dieser nun sichtbar war und gefangen wurde. Der gefangene Zwerg sagte zu dem Bauern: er habe ihm allerdings bisweilen Korn weggeholt, doch wolle er ihm alles bezahlen; er möge nur am Sonntagmorgen vor Sonnenaufgang beim Zwergloche erscheinen, da solle er das Geld dafür erhalten. Der Zwerg wurde darauf entlassen und der Bauer ritt zur bestimmten Zeit zu dem Zwergloche am Steinberge. Als er dorthin kam, stand der Zwerg schon da mit einem Beutel voll Geld. Der Bauer nahm den Beutel, gab aber dann seinem Pferde die Sporen und eilte davon, weil er fürchtete, daß der Zwerg ihm noch etwas anthun möchte.

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Georg Schambach / Wilhelm Müller: Niedersächsische Sagen und Märchen. Göttingen 1855, S. 124-125.
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Niedersächsische Sagen und Märchen
Niedersächsische Sagen und Märchen : Aus dem Munde des Volkes gesammelt und mit Anmerkungen und Abhandlungen herausgegeben. Nachdruck 1979 d. Ausgabe Göttingen 1855.