17. Die Zerstörung der Burg bei Pöhlde.

[14] Auf einem Berge in der Nähe des Dorfes Pöhlde stand vor vielen Jahren an der Stelle, wo noch jetzt der sog. Burggraben ist, eine feste Burg, worin ein reicher Fürst wohnte. Dieser lebte mit seinen Nachbaren stets im Kriege. Einst wurde der Pöhlder von ihnen in einer Schlacht besiegt und mußte sich[14] auf seine Burg flüchten. Doch die Feinde verfolgten ihn auch dahin und belagerten ihn so lange, bis er mit den Seinigen nichts mehr zu leben hatte. Die Belagerten waren tapfere Leute und wollten sich doch nicht ergeben. Aber der Thorwächter hatte eine schlechte Frau, die sich mit Geld bestechen ließ und das Thor öffnete. So kamen die Feinde in die Burg, hieben die Menschen nieder und zerstörten alles. Als nun der Burgherr tödtlich verwundet im Sterben lag, sprach er: er wolle, daß derjenige, welcher das Thor geöffnet hätte, an dem Jahrestage seines Todes auf dem Schloßplatze spüken müßte. Und da hat es sich denn gefunden, daß es des Thorwächters Frau gewesen ist; denn diese geht nun alle Jahre in der Nacht, in welcher die Burg zerstört wurde, da spüken und hat ein Bund Schlüssel in der Hand.

Quelle:
Georg Schambach / Wilhelm Müller: Niedersächsische Sagen und Märchen. Göttingen 1855, S. 14-15.
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Niedersächsische Sagen und Märchen
Niedersächsische Sagen und Märchen : Aus dem Munde des Volkes gesammelt und mit Anmerkungen und Abhandlungen herausgegeben. Nachdruck 1979 d. Ausgabe Göttingen 1855.