173. [158] Stoppegâs.

In Erzhausen hatten einst Knechte und Mägde, die in einer Spinnstube beisammen waren, am Abend des Donnerstages eine sog. Stoppegâs gemacht und waren mit derselben fortgegangen, um sie in eine andere Spinnstube zu tragen. Unterwegs war ihnen fortwährend eine Musik zur Seite; sie setzten also die Gans[158] hin und gingen der Musik nach, konnten aber keinen entdecken, der die Musik machte, sondern hörten nur die Töne. Da kehrten sie endlich um und gingen zu der Stelle zurück, wo sie die Stoppegâs gelassen hatten; als sie aber dahin kamen, fanden sie dieselbe zerrissen. Man glaubte allgemein, daß der Teufel sie zerrissen habe, weil sie dieß gethan hatten. Man gelobte daher in der ganzen Gemeinde am Donnerstag-Abend nicht wieder zu spinnen, und dieß wird noch jetzt im Dorfe gehalten.

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Georg Schambach / Wilhelm Müller: Niedersächsische Sagen und Märchen. Göttingen 1855, S. 158-159.
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Niedersächsische Sagen und Märchen
Niedersächsische Sagen und Märchen : Aus dem Munde des Volkes gesammelt und mit Anmerkungen und Abhandlungen herausgegeben. Nachdruck 1979 d. Ausgabe Göttingen 1855.