178. Das blaue Licht.

[161] In Kreiensen lebte ein Mann, der sich, wie man glaubte, dem Teufel ergeben hatte. Abends brannte auf dem Tische ein blaues Licht, und daran saß ein schwarzer Kerl und zählte mit dem Manne Geld. Dieser gönnte aber seiner Frau nichts und mochte ihr nicht einmal das nöthige Essen geben. Einst buk die Frau Kuchen, und zwar zwei; den einen brachte sie ihrem Manne, den andern hatte sie draußen sorgfältig in dem Holzhaufen versteckt, um ihn selbst zu essen. Der Mann aber sprach zu ihr: »hol den andern auch herein, der im Holzhaufen steckt.« »Dat het dek de düwel esegt!« erwiederte die Frau und holte nun auch den zweiten Kuchen her. Der Mann wuste es aber vom Teufel, daß seine Frau noch einen Kuchen gebacken und diesen versteckt hatte.

Quelle:
Georg Schambach / Wilhelm Müller: Niedersächsische Sagen und Märchen. Göttingen 1855, S. 161-162.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Niedersächsische Sagen und Märchen
Niedersächsische Sagen und Märchen : Aus dem Munde des Volkes gesammelt und mit Anmerkungen und Abhandlungen herausgegeben. Nachdruck 1979 d. Ausgabe Göttingen 1855.