2.

[53] Auf dem Erpaulskampe pflügte ein Bauer am Vormittage eines Sonnabends. Er hatte ein Paar magere und schwache Pferde, und so sehr er diese auch mishandelte, so ging doch die Arbeit nicht schnell von Statten. Als es 1 Uhr Mittags geworden war und es schon läutete, hatte er sein Stück noch nicht umgepflügt, und die Pferde wollten nicht mehr von der Stelle gehn. Da schilt der Bauer, wüthet (wütenîrt) und spricht: das Stück solle herum, und wenn es der Teufel herumbringe. Als er aufblickt, sieht er unten auf dem Grase ein wohlgenährtes schwarzes Pferd gehn. Da spricht er zu dem Jungen, den er als Treiber bei sich hatte, er solle hingehn und das schwarze Pferd einspannen. Dieses kommt ihm schon entgegen und läßt sich willig statt der beiden abgetriebenen Pferde, die ausgespannt wurden, vor den Pflug spannen. Das Pferd zieht mit furchtbarer Gewalt, und bald ist der Acker umgepflügt. Kaum ist dieß vollbracht, so geht das Pferd mit dem Pfluge und dem Bauern, »der nicht vom Pferde kommen kann«, durch eine Hecke und in den Erdpfuhl hinein. Der Junge aber, vor dessen Augen dieß geschehen war, ist nach Lüthorst gegangen und hat davon Meldung gethan. Der Bauer und der Pflug sind nie wieder gesehen.[53]

Andere erzählen die Geschichte so:

Ein Bauer aus Lüthorst pflügt mit einem ganz abgetriebenen Pferde in der Nähe des Erdpfuhls. Als die Betglocke vom nahen Dorfe herüberschallt, bleibt das Pferd von selbst stehen. Der Bauer aber spottet und fragt das Pferd: »machst du Miene zu beten? wir beten nicht, das bringt kein Brot.« Damit peitscht er das Pferd von Neuem an und hört nicht eher auf, als bis es todt niederstürzt. Da flucht er: »ich wollte, daß der Teufel käme!« Alsbald steigt ein schwarzes Roß aus dem Boden; willig läßt es sich von ihm vor den Pflug spannen, und er will nun weiter pflügen. Da verdunkelt sich mit einem Male die Luft und es fängt an furchtbar zu donnern und zu blitzen. Jetzt besteigt der Bauer das Roß und will schnell nach Hause reiten, da hört er aber hinter sich ein schallendes Hohngelächter; er schaut sich um und sieht den Teufel auf dem Pfluge sitzen. Der ergreift den Zügel des Rosses und fährt mit dem Bauern und dem Pfluge in den Erdpfuhl hinein.

Quelle:
Georg Schambach / Wilhelm Müller: Niedersächsische Sagen und Märchen. Göttingen 1855, S. 53-54.
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Niedersächsische Sagen und Märchen
Niedersächsische Sagen und Märchen : Aus dem Munde des Volkes gesammelt und mit Anmerkungen und Abhandlungen herausgegeben. Nachdruck 1979 d. Ausgabe Göttingen 1855.