Siebzehntes Kapitel

Wie man das zeitweilige Unvermögen behebt

[216] Wisse, o Wesir – möge Gott dir gnädig sein! –, die zeitweilige Impotenz des Mannes hat drei verschiedene Ursachen:

Erstens: allzu große geschlechtliche Erregung;

zweitens: schwächliche Gesundheit;

drittens: vorzeitiger Samenerguß.


Gegen zu große geschlechtliche Erregung nehme man eine Mischung aus Galgant, Mekka-Zimt, Gewürznelken, indischem Katechu, Muskatnuß, indischen Kubeben, Vogelbeeren, Zimt, persischem Pfeffer, Kardamom, Kamillen, Lorbeerkörnern und Levkojen. Alle diese Bestandteile müssen sorgfältig miteinander zerstampft werden; man trinke davon, morgens und abends, so viel[216] man kann, in Brühe; am besten ist Taubenbrühe, doch tut auch Hühnerbrühe gute Dienste. Vor und nach dem Einnehmen trinke man Wasser. Man kann das Mittel auch in Honig einnehmen; dies ist sogar das beste Verfahren, das die schönsten Erfolge zeitigt.

Wenn bei einem Manne der Samenerguß zu früh kommt, so nehme er eine Mischung von Muskatnuß und Weihrauch in Honig.

Hat die Impotenz ihren Grund in körperlicher Schwäche, so nehme man in Honig eine Mischung der folgenden Bestandteile: Kardamom und ein wenig Wolfsmilch. Durch Anwendung dieses Mittels wird die Schwäche verschwinden und Heilung erfolgen, wenn Gott der Allerhöchste seinen Segen dazu gibt.

Die Wirksamkeit aller dieser Arzneien ist mehr als einmal erprobt worden, und ich kann mich daher dafür verbürgen.

Schlaffheit des Perus und daraus entspringende zeitweilige Impotenz kann auch durch andere Ursachen hervorgerufen werden. So kommt es manchmal vor, daß die Erektion des Penis plötzlich in dem Augenblick nachläßt, wo der Mann ihn zwischen die Schenkel des Weibes schiebt. Der Mann glaubt nun, er sei impotent; in Wirklichkeit aber tritt das Ereignis aus ganz anderen Ursachen ein: aus übertriebener Ehrfurcht vor der Frau; aus einem unangebrachten Gefühl von Scham; infolge eines unangenehmen Anblicks oder Geruches. Zuweilen kann auch Eifersucht im Spiele sein: wenn nämlich ein Mann bemerkt, daß das Weib keine Jungfrau mehr ist, sondern bereits anderen Männern zur Ergötzung gedient hat.

Quelle:
Der duftende Garten des Scheik Nefzaui. Berlin/ Darmstadt/ Wien [1974], S. 216-217.
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