Neunzehnter Auftritt

[694] Fiesco, der nachdenkend auf und nieder geht.


FIESCO. Welch ein Aufruhr in meiner Brust? Welche heimliche Flucht der Gedanken – Gleich verdächtigen Brüdern, die auf eine[694] schwarze Tat ausgehen, auf den Zehen schleichen, und ihr flammrot Gesicht furchtsam zu Boden schlagen, stehlen sich die üppigen Phantomen an meiner Seele vorbei – Haltet! Haltet! Laßt mich euch ins Angesicht leuchten – – ein guter Gedanke stählet des Mannes Herz, und zeigt sich heldenmäßig dem Tage. – Ha! ich kenne euch! – Das ist die Liverei des ewigen Lügners – Verschwindet! Wieder Pause, darauf lebhafter. Republikaner Fiesco? Herzog Fiesco? – Gemach – Hier ist der gähe Hinuntersturz, wo die Mark der Tugend sich schließt, sich scheiden Himmel und Hölle – Eben hier haben Helden gestrauchelt, und Helden sind gesunken, und die Welt belagert ihren Namen mit Flüchen – Eben hier haben Helden gezweifelt, und Helden sind stillgestanden, und Halbgötter geworden – Rascher. Daß sie mein sind, die Herzen von Genua? Daß von meinen Händen dahin, dorthin sich gängeln läßt das furchtbare Genua? – O über die schlaue Sünde, die einen Engel vor jeden Teufel stellt – Unglückselige Schwungsucht! Uralte Buhlerei! Engel küßten an deinem Halse den Himmel hinweg, und der Tod sprang aus deinem kreißenden Bauche – Sich schaudernd schüttelnd. Engel fingst du mit Sirenentrillern von Unendlichkeit – Menschen angelst du mit Gold, Weibern und Kronen! Nach einer nachdenkenden Pause, fest. Ein Diadem erkämpfen ist groß. Es wegwerfen ist göttlich. Entschlossen. Geh unter, Tyrann! Sei frei, Genua, und ich Sanft geschmolzen. dein glücklichster Bürger![695]

Quelle:
Friedrich Schiller: Sämtliche Werke, Band 1, München 31962, S. 694-696.
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