Neunter Auftritt

[681] Mohr kommt. Fiesco.


MOHR wild. Meine Sohlen brennen noch. Was gibts schon wieder?

FIESCO. Was ich befehle.

MOHR geschmeidig. Wohin lauf ich zuerst? wohin zuletzt?

FIESCO. Das Laufen sei dir diesmal geschenkt. Du wirst geschleift werden. Mache dich gleich gefaßt, ich posaune jetzt deinen Meuchelmord aus, und übergebe dich gebunden der peinlichen Rota.

MOHR sechs Schritte zurück. Herr? – das ist wider die Abrede!

FIESCO. Sei ganz ruhig. Es ist nichts mehr denn ein Possenspiel. In diesem Augenblick liegt alles daran, daß Gianettinos Anschlag auf mein Leben ruchbar wird. Man wird dich peinlich verhören.

MOHR. Ich bekenne dann oder leugne?

FIESCO. Leugnest. Man wird dich auf die Tortur schrauben. Den ersten Grad stehst du aus. Diese Witzigung kannst du auf Konto deines Meuchelmords hinnehmen. Beim zweiten bekennst du.

MOHR schüttelt den Kopf, bedenklich. Ein Schelm ist der Teufel. Die[681] Herrn könnten mich beim Essen behalten, und ich würde aus lauter Komödie gerädert.

FIESCO. Du kommst ganz weg. Ich gebe dir meine gräfliche Ehre. Ich werde mir deine Bestrafung zur Genugtuung ausbitten, und dich dann vor den Augen der ganzen Republik pardonnieren!

MOHR. Ich lasse mirs gefallen. Sie werden mir das Gelenk auseinandertreiben. Das macht geläufiger.

FIESCO. So ritze mir hurtig mit deinem Dolche den Arm auf, bis Blut darnach läuft – Ich werde tun, als hätt ich dich erst frisch auf der Tat ergriffen. Gut! Mit gräßlichem Geschrei. Mörder! Mörder! Mörder! Besetzt die Wege! Riegelt die Pforten zu! Er schleppt den Mohren an der Gurgel hinaus. Bediente fliehen über den Schauplatz.


Quelle:
Friedrich Schiller: Sämtliche Werke, Band 1, München 31962, S. 681-682.
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