[159] Die Königin. Alba. Domingo.
ALBA.
Wenn uns vergönnt ist, große Königin –
KÖNIGIN.
Was steht zu Ihren Diensten?
DOMINGO.
Redliche Besorgnis
Für Ihrer Königlichen Majestät
Erhabene Person erlaubt uns nicht,[159]
Bei einem Vorfall müßig stillzuschweigen,
Der Ihre Sicherheit bedroht.
ALBA.
Wir eilen,
Durch unsre zeitge Warnung ein Komplott,
Das wider Sie gespielt wird, zu entkräften –
DOMINGO.
Und unsern Eifer – unsre Dienste zu
Den Füßen Ihrer Majestät zu legen.
KÖNIGIN sieht sie verwundernd an.
Hochwürdger Herr, und Sie, mein edler Herzog,
Sie überraschen mich wahrhaftig. Solcher
Ergebenheit war ich mir von Domingo
Und Herzog Alba wirklich nicht vermutend.
Ich weiß, wie ich sie schätzen muß – Sie nennen
Mir ein Komplott, das mich bedrohen soll.
Darf ich erfahren, wer – –
ALBA.
Wir bitten Sie,
Vor einem Marquis Posa sich zu hüten,
Der für des Königs Majestät geheime
Geschäfte führt.
KÖNIGIN.
Ich höre mit Vergnügen,
Daß der Monarch so gut gewählt. Den Marquis
Hat man mir längst als einen guten Menschen,
Als einen großen Mann gerühmt. Nie ward
Die höchste Gunst gerechter ausgeteilt –
DOMINGO.
Gerechter ausgeteilt? Wir wissens besser.
ALBA.
Es ist längst kein Geheimnis mehr, wozu
Sich dieser Mensch gebrauchen lassen.
KÖNIGIN.
Wie?
Was wär denn das? Sie spannen meine ganze
Erwartung.
DOMINGO.
– Ist es schon von lange,
Daß Ihre Majestät zum letztenmal in Ihrer
Schatulle nachgesehen?
KÖNIGIN.
Wie?
DOMINGO.
Und haben
Sie nichts darin vermißt von Kostbarkeiten?[160]
KÖNIGIN.
Wieso? Warum? Was ich vermisse, weiß
Mein ganzer Hof- Doch Marquis Posa? Wie
Kommt Marquis Posa damit in Verbindung?
ALBA.
Sehr nahe, Ihre Majestät – denn auch
Dem Prinzen fehlen wichtige Papiere,
Die in des Königs Händen diesen Morgen
Gesehen worden – als der Chevalier
Geheime Audienz gehabt.
KÖNIGIN nach einigem Nachdenken.
Seltsam,
Bei Gott! und äußerst sonderbar! – Ich finde
Hier einen Feind, von dem mir nie geträumt,
Und wiederum zwei Freunde, die ich nie besessen
Zu haben mich entsinnen kann – Denn wirklich
Indem sie einen durchdringenden Blick auf beide heftet.
Muß ich gestehn, ich war schon in Gefahr,
Den schlimmen Dienst, der mir bei meinem Herrn
Geleistet worden – Ihnen zu vergeben.
ALBA.
Uns?
KÖNIGIN.
Ihnen.
DOMINGO.
Herzog Alba! Uns!
KÖNIGIN noch immer die Augen fest auf sie gerichtet.
Wie lieb
Ist es mir also, meiner Übereilung
So bald gewahrzuwerden – Ohnehin
Hatt ich beschlossen, Seine Majestät
Noch heut zu bitten, meinen Kläger mir
Zu stellen. Um so besser nun! So kann ich
Auf Herzog Albas Zeugnis mich berufen.
ALBA.
Auf mich? Das wollten Sie im Ernst?
KÖNIGIN.
Warum nicht?
DOMINGO.
Um alle Dienste zu entkräften, die
Wir Ihnen im verborgnen –
KÖNIGIN.
Im verborgnen?
Mit Stolz und Ernst.
Ich wünschte doch zu wissen, Herzog Alba,[161]
Was Ihres Königs Frau mit Ihnen, oder
Mit Ihnen, Priester, abzureden hätte,
Das ihr Gemahl nicht wissen darf – Bin ich
Unschuldig oder schuldig?
DOMINGO.
Welche Frage!
ALBA.
Doch, wenn der König so gerecht nicht wäre?
Es jetzt zum mindesten nicht wäre?
KÖNIGIN.
Dann
Muß ich erwarten, bis ers wird – Wohl dem,
Der zu gewinnen hat, wenn ers geworden!
Sie macht ihnen eine Verbeugung und geht ab; jene entfernen, sich nach einer andern Seite.
Zimmer der Prinzessin von Eboli.
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