Die neue Entdeckung

[496] Ernsthaft beweisen sie dir, du dürftest nicht stehlen, nicht lügen

Welcher Lügner und Dieb zweifelte jemals daran?


Sucht ihr das menschliche Ganze, o suchet es ja nicht beim Ganzen,

Nur in dem schönen Gemüt bildet das Ganze sich ab.


Welches Genie das größte wohl sei? Das größte ist dieses,

Welches, umstrickt von der Kunst, bleibt auf der Spur der Natur.


Sorgend bewacht der Verstand des Wissens dürftigen Vorrat,

Nur zu erhalten ist er, nicht zu erobern geschickt.


Darum haßt er dich ewig, Genie! An die neue Erwerbung

Wagst du den alten, du wagst kühnlich den ganzen Besitz.


Quelle:
Johann Wolfgang von Goethe: Berliner Ausgabe. Poetische Werke [Band 1–16], Band 2, Berlin 1960 ff, S. 496.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
(Xenien und Votivtafeln)
Wilhelm Tell: Reclam XL - Text und Kontext
Der Verbrecher aus verlorener Ehre: Studienausgabe
Wilhelm Tell: Empfohlen für das 8.-10. Schuljahr. Schülerheft
Die Räuber: Ein Schauspiel (Suhrkamp BasisBibliothek)
Wilhelm Tell. Textanalyse und Interpretation zu Friedrich Schiller: Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Prüfungsaufgaben mit Lösungen