Zweiter Auftritt.

[323] Friz. Rosalinde.


FRIZ stürzt mit einem lauten Gelächter ins Zimmer. O du verdammter Doktor!

ROSALINDE. Behüte der Himmel, schlägt der Mensch nicht ein Gelächter auf, als ob er bei einem Faunengelage unter seinen Brüdern sässe.

FRIZ. Lach du anders, wenn du einen Narren siehst.[323]

ROSALINDE. Pflegst du da zu lachen? – Ich nicht.

FRIZ. Nicht? –

ROSALINDE. Wie du siehst!

FRIZ. Ich will nicht hoffen, Schwester –

ROSALINDE. Daß ich dich meine? Bravo, du bist noch nicht verloren. Du fülst dich doch.

FRIZ den Hut ins Gesicht drukkend, und drohend. Schwester!

ROSALINDE mit kaltem Spott. Student!

FRIZ. Ja so, du bist nur ein Weib! Aber mach mich nicht böse, Schwester, oder ich verrat deine ganze Posse dem Doktor –

ROSALINDE. So? – da mus ich denn freilich wol gelindere Saiten aufziehn! Also, Herr Bruder Ihm die Hand reichend. bonne amitie!

FRIZ giebt ihr die Hand. Es gilt! Und nun ein. Wort von deinem närrischen Doktor –

ROSALINDE Hast du ihn gesprochen?

FRIZ. So eben! Ich habe nie etwas tollers gesehn, als den Menschen. Glaubt der Mensch steif und fest, daß er mit dem Teufel gesprochen hat, und kanns nicht erwarten bis es zwölfe schlägt.

ROSALINDE. Bravo! Es ist alles schon in Bereitschaft: meine ganze Maskerade liegt im Nebenzimmer.[324]

FRIZ. Und wie lange wird die Posse noch dauern?

ROSALINDE. Nur bis heute.

FRIZ. Und das Ende vom Liede?

ROSALINDE. Ist – Kannst du auch schweigen, Herr Bruder?

FRIZ. Wie einer.

ROSALINDE. Ich kanns auch, Herr Bruder!

FRIZ. Sieh, wie schnippisch! Und doch weis ich so gut, wo's hinaus soll, als du.

ROSALINDE. Das wäre! wo hinaus denn?

FRIZ. Nun, auf eine Kleinigkeit, nur auf eine Szene – unter vier Augen.

ROSALINDE verächtlich. Student!

FRIZ beleidigt. Schon wieder der Student da?

ROSALINDE. Zeigst du ihn etwa nicht immer?


Ab ins Kabinet.


FRIZ. Verdammt Naseweis! Aber, daß ich ein Narr wäre, und mich ärgerte. Machen wir den Landesvater und trinken ein Glas Punsch.


Nimmt Hut und Stok, und geht.
[325]


Quelle:
Schink, Johann Friedrich: Der neue Doktor Faust, eine Plaisanterie mit Gesang in zwei Aufzügen. In: Zum Behuf des Teutschen Teaters, Erster Beitrag, Graz 1782, S. 303–337, S. 323-326.
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