Glückwunsch eines jungen Mädchens am Hochzeittage ihrer Tante

[358] Mit glühenden Wangen

Und klopfender Brust

Kommt Gustel gegangen

Und hüpfet vor Lust.

Ach, herzige Tante!

Da Freunde, Bekannte,

Geschwister, Verwandte,

Da alle die Deinen,

Mit Wünschen erscheinen,

So hör' auch die meinen!

Mög' immer das Band,

Das heut' dich umwand,

Wie Blumen in Lenzen

Geschlungen zu Kränzen

Dir blühen und glänzen.

Ein heiterer Sinn

War stets dein Gewinn:

So sei dir gegeben

Ein fröhliches Leben,

Leicht fließen und schweben

Die Tage dir hin.

Das wünscht' ich für dich;

Nun wünsch' ich für mich:[359]

Das niedlichste Blümchen,

Ein artiges Mühmchen.

Wie will ich mich freun,

Sie lieben und herzen,

Mit ihr spielen und scherzen,

Und Schwester ihr sein.

Quelle:
August Wilhelm von Schlegel: Sämtliche Werke, Band 2, Leipzig 1846, S. 358-360.
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