Freiheit

[193] Wie wenig weiß ein Volk die Freiheit zu gebrauchen!

Es wähnt, wenn nur von Blut die Mörderfäuste rauchen,

Wenn es den Peiniger mit Tigergrimm zerfleischt,

So sei es frei. O Volk! du hast dich selbst getäuscht.

Die Freiheit, die du suchst, ist Wuth, ist Mordgetümmel;

Sie wird verflucht von Gott, verflucht vom ganzen Himmel.

Ein Volk, bespritzt mit Blut, verdient nicht frei zu sein,

In härtre Sklaverei stürzt es sich selbst hinein.

Quelle:
Christian Friedrich Daniel Schubart: Gedichte. Leipzig [o.J.], S. 193.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Gedichte
S Mmtliche Gedichte, Volume 1
S Mmtliche Gedichte, Volume 3
Gedichte. Aus der