Pugatschef

[188] Wie ein gefangner Uhu trau'rt,

Der sonst dem Wilde aufgelau'rt,

Und aus der Eiche luft'ger Höh

Auf manchen Hasen, manches Reh

Mit scharfen Krallen niederflog

Und Blut in den gekrümmten Schnabel sog;

So trau'rt nun Pugatschef, der Wüthrich, der durch Morden

Und Raub und Brand so fürchterlich geworden,

Und der im weiten kalten Norden

Den Schnee mit Blut bedeckt

Und Fried' und Unschuld weggeschreckt.

Ha Pugatschef, nun sei ein kühner Ritter,

Und stoß den Schädel, daß es hallt,

Verzweiflungsvoll mit wüthender Gewalt,

Wie Bajazet, ans Eisengitter! –

Doch nein, du schmückst zuvor

Des Saracenensiegers Wagen,

Wenn durch Moscoviens geschmücktes Thor

Ihn Achmeds stolze Hengste tragen,

Und wenn der fürchterlichste Tod

Dir, Wütherich, vom Blutgerüste droht;

So soll, dem Meere gleich, empor die Stimme schwellen:

So stirbt ein Pugatschef. So sterben die Rebellen.

Quelle:
Christian Friedrich Daniel Schubart: Gedichte. Leipzig [o.J.], S. 188.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Gedichte
S Mmtliche Gedichte, Volume 1
S Mmtliche Gedichte, Volume 3
Gedichte. Aus der