Prolog und musikalischer Epilog am Geburtsfeste des Herzogs zu Würtemberg 1782

[89] Aufgeführt auf dem Theater zu Stuttgart.


Komponirt von Herrn Zumsteeg.


Als der Tag, der unsern Carl geboren,

Leuchtete, wie Maiensonnenschein,

Donnerten uns Jubel in die Ohren,

Doch, er ging in seinen Himmel ein.


Hinter seinem Tritte blieben Funken,

Gleich den Flammen des Altars zurück;

Und wir tragen noch, in Staub gesunken,

Ahnung künft'ger Seligkeit im Blick.


Seht ihr noch, Vertraute unsrer Bühne,

Seht ihr noch den Tag, für Carln geschmückt,

Wie er mit der lichtverklärten Miene

Auf uns alle segnend niederblickt?


Patrioten schauen mit Entzücken

Seinem Flug durch ferne Himmel nach,

Und aus froher Unterthanen Blicken

Rieselt Wonne, schwillt, und wird ein Bach.


Jeder fromme Weise wandelt betend

In der Stoa, die ihm Carl erbaut.

Neben Ihm die Kunst sittsam erröthend,

Wie beim ersten keuschen Kuß die Braut.


Alle Sänger unsers Landes hauchen

Mit dem Flammenodem ins Gedicht,

Und die Künstler mühen sich zu tauchen

Ihre Pinsel in des Festes Licht.[89]


Carl! so tönt's vom Schneegebirge nieder!

Carl! so hallt's im weiten Thale nach.

Schwestern horchen in dem Arm der Brüder

Jedem Segen, den ihr Vater sprach.


Soll Thalia, eine Göttin, schweigen?

Nicht Musik mit Sang und Strich und Hauch,

Nicht der Tanz durch Gliedersprache zeigen,

Töchter des Olympos sind sie auch?


Ja, sie sollen's! aber lauter sprechen

Tausend Arme durch ihr stummes Flehn,

Wenn mit Blicken, die durch Thränen brechen,

Der Erhörung sie entgegen sehn.


Ha, Thalia! mit dem Dank des Waisen,

Mit der Witwe Lächeln durch den Flor,

Mit den Wolken, die gen Himmel kreisen,

Steig' auch deine Opferwolk' empor.


Näher am Altare will ich knieen;

Denn, o Carl! wenn Kunstgefühle hier

Wenn der Tugend höh're Triebe glühen,

Hier in dieser Brust; so dank' ich's dir!


Musikalischer Epilog

Personen:


Hulda, Schauerin der Zukunft.


Teuthard, patriotischer Weiser.


Serafina, Tonkünstlerin.


Selmar, Dichter.


Theon, Artist.


Julie, eine Waise.


Sing- und Tanzchöre von Jünglingen und Mädchen.


Das Theater stellt einen Eichenwald vor, darin die Felsengrotte der Hulda, über der Carls Name in Feuerschrift flammet.

Bei Eröffnung des Theaters stürzt nachstehender Chor in die vorbereitende Symphonie.


Erster Chor.


Wie Wogengetümmel,

Wie Lieder im Himmel,

So rausche der Chor![90]

Der Tag, der Carln das Leben

Zum Segen des Landes gegeben,

Stieg röthlich empor.


Zweiter Chor.


Wir sahn ihn fliegen zur Sonne

Den heiligen Festtag der Wonne!

Er maß den himmlischen Raum.

Ambrosialische Düfte

Entflohen ihm. Bläuliche Lüfte

Durchblitzte sein Saum.


Beide Chöre.


Unterm Getümmel

Des festlichen Chor

Stieg er zum Himmel

Wieder empor.

Fürstliche Gnade,

Künftiges Glück,

Ließ er im Pfade

Strahlend zurück.

Unter dem Schalle der Lieder

Kommt er, erfleht

Durch der Seinen Gebet,

Immer strahlender wieder.


Unter dem Chor durchstreifen einige Jünglinge und Mädchen den Eichenwald, verweilen bewundernd an der Grotte der Hulda und dem über ihr strahlenden Carls-Namen. Sie drücken pantomimisch ihren Schmerz aus, daß sie keine Blumen finden können, den Helden des Festtags zu kränzen.

Einer der Jünglinge flicht indessen einen Eichenzweig und giebt zu erkennen, daß dies der schönste Schmuck für die Scheitel eines großen deutschen Fürsten sei.


(Hulda tritt auf. Jünglinge und Mädchen

verlieren sich im Walde.)


(Deklamation.)


Hulda (allein).


Heil'ge Grotte!

Die du mit Mutterarmen mich

In dein Schauerdunkel birgst,

Gleich dem Quelle,

Der deine Seiten wäscht;

Erst aus dem Felsenbecken tropft;

Dann spiegelhelle

Oder vom Schlamme gewölkt,

Sich fortwälzt,[91]

Ein Bächlein wird;

Dann ein Bach!

Ein Strom dann! bis auch er

Sich mit der Flut

Des grauen Meeres vermischt;

So wird der Punkt

Des Gegenwärtigen

Vor mir Vergangenheit,

Bis alles

Mit den Strudeln sich vermengt

Der grauen Zukunft.

Ich sah ihn werden,

Meinen Carl!

Der Engel, der vor seiner Wiege stand,

Berührte mit dem Silberfinger,

Von Himmelsmaientropfen naß

Das Auge mir;

Da riß der Vorhang auf,

Der vor der Zukunft hängt,

Ich sah:


(Gesang.)


Carl, den Volksbeglücker,

Der dem Unterdrücker

Freier Menschen flucht!

Der dem Herrn der Nationen

Im Bestrafen, im Belohnen

Nachzuahmen sucht!

Sah in seinem Strahle

Schwimmen unser Land!

Sah die über Arme

Ausgestreckte Hand!

Sah durch ihn verbunden,

Die beglückte Braut!

Sah die Gotteshäuser,

Die uns Carl erbaut!

Sah den Flor zerrissen,

Der die Witwe deckt!

Und zu seinen Füßen

Waisen ausgestreckt![92]

All' in Dank zerflossen,

Voll von innrer Ruh',

Sprachen: Unser Vater,

Guter Carl, bist du!


Serafina tritt auf.


(Deklamation.)


Serafina.


Laß ab, laß ab,

Du ungestüme Liebe,

Mit Natterstichen mich zu quälen;

Im Zauberdufte

Seh' ich Selmars Bild!

Ach immer! immer!

Meines Selmars Bild!

Des Tags im Sonnenkleid!

Des Nachts im Mondgewand!

Hör's immer, wie die Purpurlippe

Ihm tropft vom Weihgesang.


(Gesang.)


Laß ab, laß ab, o Liebe! mich zu quälen,

Laß ab von mir!

Ist der Anblick wundgequälter Seelen

So festlich dir?

Laß ab! wo nicht; so säus'le mich hinunter

Ins kühle Grab!

Laß ab, o Liebe, mich zu quälen!

Laß ab! Laß ab!


(Deklamation.)


Ha, Hulda!


Hulda.


Und du klagst?

Ich kenne dich!

O Serafina, kenne dich!

Vernahm den Nachhall deiner Klage

In meiner Felsengrotte oft,

Doch heut, du Klägerin,

Geziemt sich's nicht.

Des Patrioten Jubel

Ueberschreit der Liebe

Einsames Gewimmer.[93]

Sieh!

Dort über meiner Felsengrotte flammt

Der Name Carl!

Der Tag, der ihn gebar,

Betrat im Strahlengange

Unser Land. Wohin du schaust,

Da wehen Funken noch

In seinem Fußpfad.

Serafina, sprich!

Wer gab dir goldnes Flügelspiel,

Daß Zauberton von deiner Hand,

Wie Thau

Vom Finger der Aurora tropft?


Serafina.


Carl, mein Beschützer,

Gab es mir!


Hulda.


Wer stimmte deine Kehle

Zum Gesang voll Seele?

That's nicht Er?


Serafina.


Er that's.


Hulda.


Wer lehrte dich den Zauber,

Darzustellen das Pathos

Jeder Leidenschaft,

Durch Stellung, Gang,

Und Mienenspiel und Ton?


Serafina.


Carl, mein Beschützer,

Lehrt' es mich!


Hulda.


Und wer erweckt in dir Gefühl

Für Tugend, Unschuld,

Und für alles,

Was Menschen engelähnlich macht?

Nicht Er?

Ich berge mich

In meine Felsengrotte.

Und kannst du noch,

So klage, Klägerin.


Serafina.


Hast recht, o Seherin!

Ich schäme mich, daß mir das Blut[94]

Im Antlitz glüht,

Des Patrioten Jubel

Ueberschreit der Liebe

Einsames Gewimmer.


(Gesang.)


Ich klage nicht. Des Herzens Klage

Entweiht des Festes Licht.

Voll Wonne will ich sein an meines Fürsten Tage,

Und klagen will ich nicht.


Selmar tritt auf.


Serafina.


Er ist's! Er ist's!

O Herz, o Herz, was sprudelst du,

Wie Wasser auf der Glut?

Sei stark und sprudle nicht!


Selmar.


Wie, Serafina, hier?

In diesem Schauerwalde hier?

Ich hätte dich gesucht

Im bunten Reihen deiner Schwestern!

Im Fei'rgewande, deine Lippe tönend

Von Weihgesängen, und den Fuß

Im Fluge des festlichen Tanzes!


Serafina.


So, Selmar?

Mich nicht zu finden,

Kamst du in diesen Wald?


Selmar.


Ach, allenthalben find' ich dich!

Und nirgends mehr,

Als in der Einsamkeit,

Wo dein Gebild, gleich einem Engel,

In Mondglanzdüften mich begleitet.

Doch heut, o Serafina,

Laß uns heute nicht

Dem Flüstern unsers liebetrunknen Herzens

Zu eigennützig horchen.

Du bist mein,

O Serafina, ewig mein!

Ein Engel knüpfte

Dies Band für eine Ewigkeit!

Doch einzustimmen heut in Jubel[95]

Des Landes bei des Fürsten Leben,

Ist Pflicht, auch Liebenden

Ist's Pflicht!


Serafina.


O Selmar, laß mich hangen,

Wie die blühende Rosenstaude

Ueber dem Silberquell;

So laß mich hangen

Ueber dem Gedanken der Wonne:

Du bist mein,

Bist, Selmar, ewig mein!


Selmar.


Du gutes Mädchen, du!

Daß ich dich lieben darf,

Verdank' ich erst

Dem Lenker der Natur,

Und dann dem Fürsten,

Dessen Weisheit,

Dessen Fürstenhuld,

Uns wie verschwisterte Lauten

So harmonisch zusammenstimmte.


(Duett.)


Serafina.


Die Liebe macht die Herzen weicher

Und offener für jede Pflicht.


Selmar.


An Großgefühl wird jede Seele reicher,

Wenn ihr die Liebe nicht gebricht.


Beide.


O diese liebevollen Seelen,

Die Wunsch und Dankbarkeit

Nach ihres Pulses Schlägen zählen,

Sind dir, o Carl, geweiht!


Teuthard und Theon.


Teuthard (zu Theon).


Des Vaterlandes Freund

Verachtet frei des Auslands Sitte

Und ist sich selbst ein Urbild,

Vor dem der Fremde stutzt,

Verborgnes Grimmes voll,

Daß er es nicht erreicht.


Theon.


Ha, Teuthard, Mann

Voll deutscher Biederkraft,[96]

Wie lieb' ich dich! Von deinem Hauche

Wird Flamme des Genies in mir

Geweckt und Patriotenglut,

Daß sie verschwistert

Hoch gen Himmel schlagen!

Original und deutsch sei mein Gebild,

Wie Carl, wenn Schöpfungen

Um meine Stirne schweben!


(Gesang.)


Teuthard.


O Vaterland, o Vaterland!

Wie heilig bist du mir!

Biedermuth und Heldenstärke,

Der Erfindung Adlerblick,

Kraft zu jedem großen Werke,

Muth im Glück und Mißgeschick.

Genius, Witz und Verstand

Find' ich in dir!

O Vaterland, o Vaterland,

Wie theuer bist du mir.


(Deklamation.)


Ha, Theon, siehst du nicht

An Hulda's Grotte einen Namen,

Der unter unsers Vaterlandes Sternen

Noch heller strahlt, als Sirius?

Siehst du den Namen Carl?

Wie lieblich flimmert er herab

Und weissagt künftiges Heil

Für mich! für dich! für Tausende!


Theon.


Ich bin herausgegangen, Selmar,

Meine Phantasie,

Hier auf den Wipfeln dieser Bäume

Groß zu wiegen,

Und dann im Feuerschwunge

Carls Bild

Durch Farb' und Pinselzug

Zu geben der Ewigkeit!


Teuthard.


Ha, Hulda, siehst du nicht

Die gottgeweihte Schauerin der Zukunft?


[97] Hulda.


Willkommen hier, du warmer Freund,

Von unserm Heldenvaterlande!

Dein Gesang

Schlug an die Rippe

Meiner Felsengrotte!

Mir tönt er lieblicher,

Als welsch' Geseufz',

Von dem entmannten Sänger

Eines weichen Volks

Wie Hohngelächter, uns zur Schmach

Und Schande vorgetrillert.

Komm, Teuthard, komm, o Theon, du!

Wir wollen feiern heut den Tag,

Der uns in Carln

Den Fürsten und den Vater,

Den Kenner jeder Kunst,

Den Stolz der Deutschen gab!


(Führt Teuthard und Theon in Vorgrund.)


Wie Serafina hier

Im Rosenschleier ihrer Sittsamkeit

Die Liebe zu verbergen strebt,

Die ihr im Busen brennt!

Gesegnet sei mir, Selmar,

Gesegnet, Serafina!

O welche Seligkeit,

Hier an der Seite eines Patrioten,

Und eines Dichters voll von Kraft,

Und eines Künstlers,

Der den Pinsel taucht

In Patriotenglut,

Und einer zarten Führerin

Der Schönheit und der Tugend,

Des Würtembergers und des Teckers

Schönsten Festtag zu begehen.


(Gesang.)


Hulda.


Wenn süße Wonne euch durchbebet,

Wenn Freude ungestüm

Wie Wogen eure Herzen hebet,

So dankt ihr's ihm!


[98] Teuthard.


Wenn große Vaterlandesfreuden

In meiner Seele sich verbreiten,

So dank' ich's ihm!


Selmar.


Wenn ich mich in des Festtags Wonne

Erheb' und mit dem Adler sonne,

So dank' ich's ihm!


Serafina.


Wenn, Tonkunst, deine Harmonieen,

Wie Funken meinem Geist entsprühen,

So dank' ich's ihm!


Theon.


Wenn ich der Schönheit Werth empfinde,

Und Kunst mit der Natur verbinde,

So dank' ich's ihm!


Alle.


Wenn uns der Stab der Wahrheit weidet,

Wenn Weisheit unsre Tritte leitet,

Wenn Tugend, deine Zier,

Gleich Strahlen sich um uns verbreitet,

O Carl! wir danken's dir.


Julie tritt auf.


Julie.


Vom Grabe meines Vaters komm' ich her,

Ich armes Mädchen, ich!

Die Nesseln all' hab' ich

Aus meines Vaters Grab gejätet.

Sind gleich mir meine Hände wund;

So hab' ich doch die Nesseln all'

Aus meines Vaters Grab gejätet.

Und nun!

Du guter Gott im Himmel du!

Todt ist mein Vater!

Meine Mutter auch!

Du guter Gott im Himmel du,

Wer wird mir armen Waisen

Nun Vater sein?

Nun Mutter sein?


(Sie weint.)


Hulda.


Wie? hör' ich nicht die Stimme

Der Klag' in unsern Jubel schallen?

Den Becher unsrer Freude

Soll keine Thräne trüben!


[99] (Gesang.)


Julie.


Waisenthräne, falle, falle,

Nur von Gott gesehn.

Er in seinen Höhn

Zählet alle!

Trocknet alle

Thränen, die an Wangen

Bleicher Waisen hangen.

Waisenthräne, falle! falle!

Nur von Gott gesehn!


Hulda.


Wer bist du, kleines,

Süßes Mädchen?


Julie.


Kein süßes Mädchen, Weib,

Dem so viel Mitleid

Vom Auge niederblickt;

Kein süßes Mädchen;

Bitter, bitter sind die Thränen

Des armen Waisen.


Hulda.


Wer war dein Vater?


Julie.


Ein guter, guter Vater!

Nun ist er todt!

Ist todt! ist todt!

Und ich, die Vaterlose!

Ich, die Mutterlose!


(Sie weint wieder.)


Serafina.


Des Mädchens Kummer

Durchfährt mein Herz wie Flammenpfeil.


Hulda.


Mußt nicht so jammern,

Kleine Waise, du!

Gott nimmt uns oft den Vater,

Damit wir's nicht zu sehr vergessen,

Dort droben wohn' ein Vater,

Der aller Kinder Vater ist.

Und daß er prüfe

Eines Menschen Herz

Und guten Fürsten Anlaß gebe,

Bedrängter Waisen

Schutz und Vater zu sein.[100]

Carl ist dein Vater!

Schon ist sie ausgestreckt,

Des Fürsten Hand,

Zu geben deinem Leibe

Hüll' und Nahrung,

Und deinem Geiste Bildung!

So weine nicht!

Du holdes, süßes Mädchen,

Weine nicht.


Julie.


Ach, Gott im Himmel, der so früh

Mir diese Thränen trocknet,

Wie preis' ich dich!

Du gabst mir einen Vater;

Wie preis' ich dich!


Hulda (in Ekstase).


Ich seh', ich seh', o glückliches Land,

Den Segen schreiten über deine Fluren!

Hinter ihm rauschen Saatfelder!

Ihm zur Seite

Strömen die Hügel von Most!

Milch unter seinem Fußpfade!

Hüpfende Heerden seine Begleiter!

Carl hat ihn von Gott erfleht!

Die Weisheit baut sich einen Tempel,

Und ihre Zwillingsschwester, Wahrheit,

Wandelt in den Säulengängen;

Die Zöglinge der Weisheit

Zertrümmern die finstre Pagode

Des Wahns und des Lasters,

Und horchen der Weisheit und Wahrheit.

Carl dacht' es zu thun, und that's!


Teuthard.


Wächst Biedersinn, o Hulda,

Und Heldenmuth, wie zu den Zeiten,

Da Hermann Varus schlug?


Hulda.


Er wächst! Er wächst!

Der Riesenenkel steht

Im Eichenthale;

Singt Thaten der Vorwelt,

Und nennt unter den Helden

Thuiskons dich! Carl, dich!


[101] Serafina.


Hörst du nicht Harfenlispel

Und Menschengesang,

Gleich einem Geist

Ob ihrem Lispel schwebend?


Hulda.


Ich hör' ihn! ich hör' ihn!

Er lispelt Carls Lob!


Selmar.


Siehst du Dichter auf Bergfelsen?

Ihr Antlitz roth im Morgensonnenstrahl?


Hulda.


Ich sehe sie!

Sie donnern dem Enkel

Carls Lob

Vom Felsen herab!


(Bleibt in begeisterter Stellung stehen.)


Erster Chor.


Wie Wogengetümmel,

Wie Lieder im Himmel,

So rausche der Chor!

Der Tag, der Carln das Leben

Zum Segen des Landes gegeben,

Stieg röthlich empor.


Zweiter Chor.


Eile dem Tage voll Segen,

Jugend des Landes, entgegen!

Schmücke dein seidenes Haar!

Kommet, ihr Männer und Greise!

Stammelt des Ewigen Preise

Knieend am goldnen Altar.


Beide Chöre.


Unterm Getümmel

Vom jauchzenden Chor

Steigst du zum Himmel,

Festtag, empor!

Fürstliche Gnade,

Künftiges Glück

Ließ'st du im Pfade

Strahlend zurück.

Unter dem Schalle der Lieder

Komme Carls Festtag, erfleht

Durch der Frommen Gebet,

Immer strahlender wieder!


(Den Beschluß macht ein allegorisches Ballet.)


Quelle:
Christian Friedrich Daniel Schubart: Gedichte. Leipzig [o.J.], S. 89-102.
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