An Lucia

[415] Ein Maienkäferlein

Mit bräunlichrothen Flügelein

Schwamm in Frühlingsluft

Und sumst' im Blüthenduft.

Da kam ein graulicher Spatz

Und pickte das arme Käferlein

Siegschreiend zu Tode.

Lucia, so webtest du einmal

In des Frühlings Wollüsten;

Und Kirschenblüthe tanzt'

Auf deinen wallenden Brüsten;

Aber dein Räuber Cleon

Raubte dir die Unschuld:

Hohnlachend spottet er deiner,

Die Maienblümlein hangen verwelkt

An deinem Busen,

Den heiße Seufzer heben,

Und ach! der Frühling ist nun für dich

Auf ewig! (stirb nur, Lucia!)

Todt! – todt! – todt!

Quelle:
Christian Friedrich Daniel Schubart: Gedichte. Leipzig [o.J.], S. 415.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Gedichte
S Mmtliche Gedichte, Volume 1
S Mmtliche Gedichte, Volume 3
Gedichte. Aus der