Mädchenlaune

[449] Die Mädels sind veränderlich,

Heut so und morgen so;

Kaum zeigt ein Rosenwölklein sich,

So sind sie hell und froh!

Doch morgen?

Ei, wie geschwind

Dreht sich der Wind!


Sobald ein rauhes Lüftlein weht,

Grämt sich das Mädel tief;

Ein Zährlein ihr im Aeuglein steht,

Das Mündlein krümmt sie schief.

Doch morgen?

Tralla la la!

Hopsa sa sa!


Das Mädel sieht dich liebreich an,

Du traust dem schlauen Blick,

Und schwindelst auf zur Sonnenbahn,

Und träumst von deinem Glück.

Doch morgen?

Kennt sie dich kaum;

Nichtiger Traum!


Ihr Mädels, dreht mir noch so süß

Die Aeuglein hin und her,

Und kämt ihr aus dem Paradies;

So traut' ich keiner mehr.[449]

Ihr Falschen!

Heut seid ihr heiß!

Morgen, wie Eis!

Quelle:
Christian Friedrich Daniel Schubart: Gedichte. Leipzig [o.J.], S. 449-450.
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