Schlittenlied

[401] Schon wiehert der Schimmel

Sein muthig Geschrei;

Er stampft; denn es glitten

Geflügelte Schlitten

Am Stalle vorbei.


Was wichsest du Kutscher

Den Schnurrbart? – Spann' an!

Und schirre den Schimmel;

Denn schön ist der Himmel

Und prächtig die Bahn.


Hop! heisa! Wie fliegt schon

Der Schlitten dahin!

In sausender Eile

Wie zischende Pfeile,

So fliegt er dahin.


Schon hängt an der Mähne

Ein silberner Duft;

Der Himmel ist heiter,

Die Seele wird weiter

Und schwimmt in der Luft.[401]


Harmonische Glocken

Ertönen wie schön!

Welch himmlische Klänge,

Wie Vogelgesänge,

Wie Flötengetön!


Es schüttelt der Schimmel

Der Schellen Musik;

Kling, ling, ling, wir lassen

Geglättete Straßen

Im Fluge zurück.


Dort zittert im Froste

Ein weibischer Thor,

Ein menschliches Häschen,

Der's weidliche Näschen

Beinahe verlor.


Doch laßt es dort zittern,

Das Männchen von Brei!

Es klatsche die Peitsche,

Wir rollen als Deutsche

Im Fluge vorbei.


Schon sprudelt die Flasche

Vom rheinischen Most;

Trinkt, fröhliche Brüder,

Wein, Mädchen und Lieder

Verjagen den Frost.

Quelle:
Christian Friedrich Daniel Schubart: Gedichte. Leipzig [o.J.], S. 401-402.
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