8.

[87] »Nahm es, bei meiner Seele, kühle, der!« lachte hier der Oberst Cracker.

»Und Ihr scheint es albern nehmen zu wollen, Cracker!« lächelte wieder Oberst Oakley.

Der Erzähler schien nicht zu hören. Er fuhr fort:


Als Bob gegangen, blies der Alkalde in ein Muschelhorn, das die Stelle der Klingelschnur vertrat, nahm dann das Zigarrenkästchen zur Hand, prüfte eine Zigarre nach der andern, brach sie verdrießlich und warf die Stücke zum Fenster hinaus. Der Neger, der auf den Muschelstoß eingetreten, stand bereits eine geraume Weile, während sein Herr noch immer Zigarren brach und zum Fenster hinauswarf. Endlich schien ihm die Geduld zu vergehen.

»Höre, Ptoly!« grollte er den zusammenschreckenden Schwarzen an, »wenn du mir wieder solche Zigarren ins Haus bringst, die weder ziehen noch rauchen, will ich dir deinen Rücken rauchen machen. Bürg' dir dafür. Ist ja schier keine einen Fiedelbogen wert! Sag' der alten kastanienbraunen Hexe des Johnny, brauche ihre Zigarren nicht. Nimmst keine mehr von ihr. Reitest hinüber zu Mister Ducie und holst da ein Kistchen. Lasse ihm sagen, soll mir gute schicken. Und, hörst du, magst ihm gleich sagen, hätte ein paar Worte mit ihm und den Nachbarn zu reden. Soll sie mitbringen, die Nachbarn. Und, verstehst du, kehrst sogleich wieder um, mußt um zwei Uhr zu Hause sein. Nimmst den Mustang, den wir vorletzte Woche eingesungen. Will sehen, wie er den Ritt aushält.«

Der Wollkopf horchte auf die zehnerlei Weisungen und Aufträge mit offenem Munde und aufgerissenen Augen, starrte den Herrn perplex an und schoß dann der Tür zu.

»Wo willst du hin, Ptoly?« rief ihm der Alkalde nach.[88]

»Zu Massa Ducie.«

»Ohne Paß, Ptoly? Und was willst du mit Mister Ducie?«

»Er nicht so schlechte Zigarren schicken, er kastanienbraune Hexe sein. Massa mit Johnny und den Nachbarn reden. Sie mitbringen, Johnny, die Nachbarn.«

»Hab' mir's wohl gedacht«, versetzte, ohne eine Miene zu verziehen, der Richter. »Warte einen Augenblick, will den Paß schreiben und ein paar Zeilen an Mister Ducie.« Und so sagend, schrieb er Paß und Note und gab beide dem Neger.

Als dieser gegangen, griff er wieder nach dem Zigarrenkästchen, brannte die erste, die ihm in die Finger kam, an; auch ich nahm eine, die trefflich rauchte. Es waren vorzügliche Principes.

Wir saßen rauchend, bis das Pferdegetrampel des abgerittenen Negers verhallt, dann blies er wieder ins Muschelhorn.

Ein anderer Neger trat ein.

»Xeni«, bedeutete er diesem, »du reitest hinüber zu Mister Stones, Abraham Enoch Stones, verstehst du? Lass' ihn ersuchen, morgen früh herüberzukommen von wegen der Aufnahme der Grenzen an der Pfirsichinsel. Möchte auch die Nachbarn mitbringen. Doch wart', will dir ein paar Zeilen mitgeben, machst sonst Konfusion. Bis zwei Uhr mußt du zurück sein, verstehst du?« bedeutete er dem Neger, ihm Paß und Note einhändigend und dann weiter rauchend.

Auf einmal wandte er sich zu mir.

»Nördlich oder südlich von Mason-und-Dixons-Linie zu Hause1

Die Frage klang so abrupt peremtorisch, daß ich mich besann, ob ich sie auch beantworten sollte.

»In der Mitte von Maryland«, versetzte ich endlich.

»Also ein Nachbar der Alten Dominion2? Ah, die Alte Dominion – ist und bleibt die Alte Dominion.«

»Ein großer Staat!« bemerkte ich.

»Ein großer?« rief er unwillig, »der größte, den es gibt, gegeben hat, geben wird. Welcher Eurer vierundzwanzig Staaten kann eine Galaxy von Männern aufweisen wie die Alte Dominion, die Washingtons, Henry Patricks, Jefferson und so viele andere?«[89]

»Jefferson?« sprach ich kopfschüttelnd.

»Ei, Jefferson, Jefferson!«

»Würde aber doch schwerlich, lebte er noch, an seinen demokratischen Früchten viele Freude haben.«

»Würde die Freude haben«, sprach er bestimmt, »die ein Mann haben kann, der sein Prinzip mit eiserner Konsequenz durchgeführt, es üppig, vielleicht ein bißchen zu üppig gedeihen sieht. Bedarf jetzt, so wie ein üppig aufgeschossener Baum, des Beschneidens, unser Volkssouveränitätsprinzip, versteht Ihr? Aber gebührt ihm die Ehre und der Ruhm, es zum herrschenden erhoben zu haben. Wird freilich dafür von Euren would-be-Aristokraten und Bankmännern in den Abgrund der Hölle verwünscht, kein Wunder! Brach ihre Apostel, die Hamiltons und Adams, ging the whole hog mit ihnen. War aber nötig, höchst nötig mit Leuten, die so borniert selbstsüchtig wie die damaligen Federals da glaubten, die Revolution sei nur für sie gefochten und die Millionen hätten Gut und Blut eingesetzt, um das englische Joch für das ihrige zu vertauschen. Waren gar zu fix und fertig, dem Volke die Hemmschuhe, die Bruchbänder anzulegen. Und sag' Euch, wäre ihnen gelungen, wäre kein Jefferson dagewesen. War aber Jefferson da und hatte Jefferson seine Fehler als Mensch, war aber als Staatsmann einer der größten, die je die Hand an den Pflug gelegt. Hat nie einer das Wesen der Demokratie, ihre Natur, ihre ungeheuer befruchtende Kraft so ganz begriffen, diesen Triumphwagen der Menschheit so rasch in Lauf gebracht. Verdanken ihm die Vereinten Staaten, daß sie in weniger denn fünfzig Jahren die größte Nation der Erde sein werden, verdanken ihm, daß sie bereits über einen halben Weltteil hingebreitet, festgewurzelt sind. War er es, der seinem Volke die Schleusen und Dämme öffnete, in die die Hamiltons, die Adams es einzupferchen gesucht. War just der Mann, wie er uns damals not tat, sein Prinzip das wahre! Werden Völker so wie Menschen geboren; denn sind Völker bloß Vereine von vielen Menschen, wachsen auf, kommen zu Mannskraft, sterben wieder ab, und könnt Ihr ein junges Volk ebensowohl wie einen jungen Menschen verkrüppeln, wenn Ihr ihm die Bruchbänder, die Lasten an- und auflegt, die nur alte oder kräftige zu ertragen imstande sind. Sind aber diese Bruchbänder eine starke Regierung und ihre Zwillingshebel eine mächtige Aristokratie und Hierarchie. Passen diese Bruchbänder und Zwillingshebel wohl[90] für eine alte gereifte, aber nicht für eine junge Nation, die, wenn sie arbeiten, schaffen, zum Gebrauch ihrer Glieder, ihres gesunden Menschenverstandes kommen soll, sich frei bewegen muß. Hat darum auch nur wenige Nationen gegeben, die zum Gebrauch ihrer Glieder, ihres gesunden Menschenverstandes gekommen, majorenn geworden. In alten Zeiten die Griechen und Römer, in neuern die Briten und wir. Versuchen es jetzt auch die Franzosen. Wünsche ihnen Glück, haben in den letzten Jahren viel getan, den alten Schutt wegzuräumen. Sind ein tüchtiges, ja herrliches Volk, die Franzosen. Sind wir es und sie und die Briten, die jetzt die Welt regieren, die Zivilisation, die Freiheit dieser Welt in unserer Obhut haben. Sind die übrigen alle minorenn, von uns dreien abhängig, ihre Geschichte kaum der Mühe wert, daß sie ein freier Mann liest; ärgert sich nur, wenn er diese Millionen wie verstand- und willenlose Schafherden ihren Leithammeln folgen sieht.«

»Aber gerade diese Nationen, die Ihr da für majorenn erklärt, hatten und haben doch eine starke Aristokratie«, bemerkte ich.

»Hatten sie aber doch nicht in ihrer Jugend, werdet Ihr zugeben?«

»In ihrer Jugend, lieber Richter, in ihrer frühesten Jugend«, – versicherte ich.

»Wohl, wohl! Will mich mit Euch nicht um Worte streiten, mögt meinethalben die normännischen Barone Aristokraten, Lords of the bedchamber oder meinetwegen grooms of the stole3 heißen; kalkuliere aber, wenn sie es waren, hatten sie mehr demokratischen Spunk, als ihren Souveränen lieb war, und wenn sie ja einmal das Waschbecken hielten, warfen sie es ihnen das andere Mal gewiß an den Kopf. Waren das Männer! – Eure heutigen Aristokraten aber, pooh! – weichliche, selbstische Zwitter, Gift- und Sumpfpflanzen, die ausgeartet, den nationellen Boden versäuret, vergiftet, verdorben, wie unsere Tabakspflanze Eure Maryland- und unsere Virginia-Böden.«

Das Simile war mir neu.

»So haltet Ihr die heutige Aristokratie für Gift- und Sumpfpflanzen?«

»Leider artet das Beste aus; das herrlichste, frischeste Wasser gerät in Fäulnis, wenn es lange in träger Ruhe stagniert. Haben auch[91] wir bereits diese Fäulnis, – unsere gloriosen Washingtons, Carolton, ihre Sumpf- und Giftsprößlinge: would-be-Aristokraten, Gentlemen durch ihrer Schneider Gnade, Söhne hergelaufener Schuh- und Kesselflicker und Ladenbursche und Krämer, die in der ganzen Welt herumvagiert, endlich ihr Schelmengenie zu uns gebracht, es da zu Geld gebracht und nun ihre Brut die Lords spielen sehen möchten. Bin auch Aristokrat, ein demokratischer Aristokrat, könnte aber solche would-be-Aristokraten –!«

»So seid Ihr ein Aristokrat? –« entfuhr mir unwillkürlich.

Der Ton meiner Stimme mochte etwas Ironisches haben, denn er warf die Zigarre einigermaßen verächtlich weg, setzte das Glas fest an und ab, schaute mich dann einen Augenblick scharf an und sprach mit entschiedener, beinahe strenger Stimme:

»Bin ein Mann – ein Mann, versteht Ihr? Und ist der erste Herzog und Lord und Pair auch nicht mehr und der russische Kaiser auch nicht mehr; – und ist er alles, was er sein kann, wenn er ein Mann ist. Bin ein Mann, und wenn Ihr mehr wissen wollt, ein Mann der Bewegung, ein Prinzipmann. Und war Napoleon, solange er ein Mann, ein Prinzipmann blieb, Herr der halben Welt, und hörte auf, Herr zu sein, wie er aufhörte, ein Mann zu sein, ein grundsatzloser Schwächling, ein falsches Weib wurde.«

»Napoleon«, rief ich nicht wenig amüsiert, »ein grundsatzloser Schwächling, ein falsches Weib?«

»Nenne«, war die Antwort, »einen grundsatzlosen Schwächling, ein falsches Weib denjenigen, der seinem Prinzip ungetreu es verkennt, es verrät. Und war es Napoleon, der seinem Prinzipe, seinem Elemente, dem Volke, das ihn erhoben, gehalten, ungetreu, es an die Aristokraten, Dynasten verriet.

Sag' Euch«, fuhr er nach einer kurzen Pause fort, »hat das den Napoleon gestürzt, und mit Recht gestürzt, daß er sich selbst, seinem Prinzipe, seinem Elemente ungetreu worden. Alle seine Torheiten, seine tollen Feldzüge, sein Sich-zum-Kaiser-aufwerfen, alles, alles hätte man ihm verziehen, nur die miserable, ich möchte sagen stupide Grundsatzlosigkeit nicht, mit der er dasselbe demokratische Prinzip, das ihn gehoben, dasselbe Volk, dem er alles verdankt, seinen ärgsten Feinden, den Aristokraten und Dynasten, in die Hände lieferte. Das hat sein Volk von ihm abgewendet, die Bande zwischen ihm und den Franzosen zerrissen.«[92]

»Aber ich habe doch immer gehört, ganz Frankreich hänge noch immer wie berauscht an ihm und seinem magischen Namen?«

»Wohl möglich, aber merkt es Euch, ist in Völkern so wie Menschen, obwohl ihnen oft unbewußt, immer Grundsatz. Wer diesen Grundsatz, diesen Ariadnefaden erfaßt, dem ist kein Labyrinth zu zu verwickelt, das Volk hilft ihm heraus – wer ihn fahren läßt, den läßt es auch fahren. War der Grundsatz, der Ariadnefaden, der Franzosen Demokratie, hatte den Napoleon erfaßt, hätte den auch halten sollen; und daß er ihn nicht hielt, das hat seine Zauberkraft über die Franzosen nicht nur gebrochen, dieselben Franzosen werden ihm einst, wenn sie es nicht jetzt schon tun – fluchen. Er hat sie und ihre Erwartungen bitter getäuscht, denn seit die Welt steht, hat kein Volk für einen Menschen je soviel getan, so viele Opfer gebracht, soviel vertrauende Hingebung bewiesen als dieses französische Volk. Er war der unumschränkte Repräsentant der Demokratie, wie keiner es je gewesen, hatte ganz freie Hände, denn die faule Aristokratie war beinahe ganz beseitigt. Was hätte dieser Mann für sein Volk, sein Prinzip nicht alles tun können! Er hatte es in seiner Gewalt, dem halben Menschengeschlecht eine neue bürgerliche Gestaltung zu geben, das morsche Gebäude der gesellschaftlichen Einrichtungen von Grunde aus zu erneuern. Was tut er? Zieht denselben Adel, den sein Volk von sich gestoßen, wieder an sich, läßt sich von – Dummköpfen, im Vergleich mit ihm, überlisten, tritt mit den alten Dynastien – Österreich in Bund, verrät sich – Prinzip – Volk.

Ei, der Mann wird noch nach Jahrtausenden leuchten, aber nicht bloß wegen seiner kolossalen Größe, sondern auch wegen seiner kolossalen Borniertheit, Grundsatzlosigkeit leuchten, allen Demokraten zur Warnung.«

»Aber sind die Ausdrücke, die Ihr da auf Napoleon anwendet, nicht ein wenig zu stark?« bemerkte ich.

»Hat die Nemesis bereits gerichtet«, fuhr er ernst und ohne auf meine Worte zu hören fort. »Waren es nicht die Liverpool, Castlereagh, Bathurst, Wellington, war es die ewige richtende Nemesis, die ihn auf den Felsen von St. Helena mit dem häßlichen Geier Hudson Lowe geschmiedet, tat die es.

Ah, was hätte der Mann für sein Volk, die Menschheit, ihre Geistesentjochung nicht alles tun können! Welche Götterblitze – Funken! Zum Beispiel der, den geistlichen Popanz, der nun seit[93] sechzehnhundert Jahren die Welt am Narrenseile herumgegängelt, von seinem siebenhügeligen Throne herabzustoßen, ihn in seine gebührenden geistlichen Schranken zurückzuweisen! Ah, diese einzige Krafttat, konsequent durchgeführt, würde der zivilisierten Welt eine neue Gestaltung gegeben, ihre Geister schließlich entfesselt, ein Denkmal geworden sein, ein Denkmal! Es hätte der großen Entjochung, durch die Luther, Harry, Kalvin, Knox begonnen, erst die Krone aufgesetzt! Pshaw! jetzt trödeln und flicken und dahlen und salbadern sie wieder mit ihren kanonischen Rechten und gallikanischen Rechten, die armen Tröpfe! – Pooh! Kalkuliere, wollen ein wenig in die Cottonfelder und Prärie hinaus.«

Die letzten Worte waren wieder so ruhig, gleichmütig gesprochen, – ich schaute den Mann erstaunt an.

»Habt Ihr nicht Lust?« fragte er aufstehend.

»Ich hätte wohl, fühle aber so schwach.«

»Wollen Euch stärken«, sprach er, auf den Tisch klopfend.

Eine Negerin trat ein.

»Den Topf, der in dem linken Fache des Sideboard steht, mit einer Bouteille vom Dachboden und frischen Gläsern!«

Die Negerin brachte das Verlangte, und er holte aus dem Topfe eine Substanz hervor, die ich für Walnußschalen hielt, bis ich eine versucht. Es waren in Madeira präservierte Bärentatzen, die ersten, die ich gegessen.

Er ließ mich etwa ein halbes Dutzend nehmen, schob aber dann doch den Topf mit der Bemerkung weg, es sei eine gar zu aristokratische Speise, für einen Junggesellen einigermaßen gefährlich.

Der Mann begann mir allmählich interessant zu werden. Er hatte in der Tat etwas Demokratisch-aristokratisches; das Äußere, die Manieren, die des derben und doch wieder schlauen Demokraten, Kopf und Herz wieder ganz die des eingefleischten Aristokraten, kühl und kalt; dabei eine hinlängliche Dosis Texasischen Phlegmas, das bei einer gewissen Lauersamkeit wieder einen durchdringend scharfen Blick, einen eisern konsequenten Willen verriet. Offenbar wußte er, was er wollte.

Wir hatten die Pferde bestiegen und ritten durch die Cottonfelder. Solange noch eine Baumwollenstaude zu sehen, war er Cottonpflanzer und nichts als Cottonpflanzer; Primes, Fairs, Cottonfelder und Preise, Gins und Pressen an der Tagesordnung. Als wir in die[94] Prärie einritten, wurde er wieder ganz Viehzüchter: Stiere, Kälber und Rinder und wieder Rinder, Kälber und Stiere. Auch keine Silbe mehr von Cottonen; die Jefferson und Napoleon, Aristokraten und Demokraten schienen ganz aus seinem Gedächtnisse geschwunden, Bob wurde auch mit keiner Silbe mehr erwähnt. Dieselbe sich stets gleichbleibende Gelassenheit; nur als er auf die Briten zu sprechen kam, wurde er etwas heftiger. Diese haßte er, um mich seines eigenen Ausdruckes zu bedienen, von ganzem Herzen, ganzer Seele, ganzem Gemüte, und aus allen Kräften, aber nicht, weil sie unsere Nationalfeinde, sondern weil sie noch selbstsüchtiger als wir waren, – ein eigentümlich charakteristischer, echt amerikanischer Haß, der mir erst die Natur unsers Britenhasses erschloß. Es lag etwas wie Neid in diesem Hasse.

Gern wäre ich noch eine Stunde länger geritten, denn die sechs Bärentatzen hatten mich auf eine Weise aufgeregt, die ich kaum für möglich gehalten; allein die Glocke rief uns nach Hause, Ptoly und Xeni waren von ihrer Sendung zurückgekehrt.

Er las, ohne eine Miene zu verziehen, die Antworten, setzte sich ans Pult, schrieb zwei frische Noten und übergab sie abermals den Negern mit der Weisung, zuvor ihr Mittagsmahl zu nehmen.

Darauf setzten wir uns gleichfalls zu Tische.

Wir aßen sehr gut, aber ganz allein, denn seine Frau und Stieftochter waren auf Besuch bei Colonel St. F. Austin in San Felipe und, wurden erst in einigen Tagen zurück erwartet. Wir sprachen von heimatlichen Angelegenheiten, von Abolitionisten-, Lynch-, Pöbel-, Nullifikations-Unwesen. Er schien sehr gut unterrichtet, besonders aber tiefe Blicke in unsern Staatshaushalt, unsere Surplus-Revenue-Diffikultäten, unsere Handels- und Tarif-Verhältnisse geworfen zu haben. Vor unsern Seestädten und ihrer Politik schien er keinen großen Respekt zu hegen, desto größeren vor der Zukunft des Westens. Ich konnte meine Verwunderung nicht bergen, wie er, ein Mann, der doch gewiß in den Staaten eine Rolle gespielt haben müßte, sich in die Texasische Wildnis verlieren konnte.

»Liebe es, im eigenen, selbst aufgeführten Hause zu wohnen«, versetzte er hingeworfen und mehr zu sich selbst.

»Ich verstehe Euch nicht.«

»Glaubt Ihr, daß Texas nicht auch tüchtige Leute brauchen, der Schauplatz großer Taten werden wird?«[95]

Das versteckte, sich selbst gezollte Kompliment machte mich lächeln. »Texas, dieses Fagend, dieses fünfte Rad an dem elenden mexikanischen Staatswagen?« entfuhr mir.

»Glaubt Ihr, daß es immer Fagend, fünftes Rad am elenden mexikanischen Staatswagen bleiben wird?« erwiderte er gelassen, ja artig.

Die gentlemänisch gelassene Antwort auf meine ungentlemänische Bemerkung verwirrte mich einigermaßen. Ich schlug die Augen nieder.

Ohne ein Wort weiter zu sagen, rief er nach Punsch, zog, als die Negerin die Ingredienzien gebracht, diese mit der Bowle näher an sich, drückte bedächtig die Ananasse aus, warf ebenso bedächtig Zucker ein, goß dann Rum nach, und, nachdem er die Masse gehörig gemischt und mit Tee verdünnt, schöpfte er in die Gläser ein.

»Sag' Euch, Mister – wie ist Euer Name?«

»Edward Nathanael Morse.«

»Morse? Seid Ihr verwandt mit Judge Morse zu Washington?«

»Sein Sohn.«

Er hob sein Glas zum Anstoßen, ich das meinige, und wir tranken.

Eine geraume Weile saßen wir an unsern Gläsern nippend, ohne daß ein Wort gewechselt wurde. Der Punsch war so deliziös!

Endlich brach er das Stillschweigen.

»Sag' Euch, Mister Morse, gäbe zehn meiner besten Rinder, wenn das mit Bob nicht geschehen wäre.«

In Texas wird nämlich alles nach Rindern gerechnet. Sie sind der Stapelartikel, das allgemeine Tauschmittel, die zirkulierende Münze. Der Doktor wird für seine ärztliche Behandlung mit einem Rinde bezahlt, der Schullehrer für seinen Unterricht, der Rechtsanwalt für seine Vertretung vor den Gerichten.

»Glaub' es Euch gern«, versetzte ich, »aber nun ist es einmal geschehen.«

»So gewiß, als Moses ein Hebräer war. – Wie schmeckt Euch dieser Ananaspunsch? – Er verdient gehängt zu werden wie ein toter Hirschbock, und doch –«

Das doch machte mich wieder stutzen, das Glas, das ich an den Lippen hatte, absetzen.

»Läßt sich's wieder nicht tun, auch wenn wir wollten. Hätten viel zu tun, wenn wir alle hängen wollten, die –«

»Viel zu tun, wenn Ihr alle hängen wolltet, die – gemordet?«[96] fiel ich einigermaßen heftig ein. »Mein Gott! was muß das für ein gesellschaftlicher –«

»Zustand sein?« ergänzte er ganz ruhig, sich eine Zigarre anbrennend. »Je nun«, fuhr er, nachdem er diese in Rauch gebracht, fort, »gerade so ein gesellschaftlicher Zustand, wie er es in einem Lande sein kann, das dreimal größer als der Staat New York4 oder vielleicht selbst Virginien, noch kaum fünfunddreißigtausend Seelen zählt, eine Wildnis ist, eine prachtvolle Wildnis zwar, aber doch nur eine Wildnis. Glaubt Ihr denn, es werden Euch die Carolton, Paterson, Rensselaer oder Livingston herüberkommen und sich da mit unserm indianischen und mexikanischen Gezüchte herumschlagen und Schlangen und Moskitos und Millepieds und Skorpionen und giftig faustgroßen Spinnen – Euren Louisiana-Samum zu geschweige, wenn sie zu Hause alles vollauf haben und nur an der Klingelschnur zu ziehen brauchen, um zehn Hände und Füße in Bewegung zu setzen? Nehmt nur Euren gesunden Menschenverstand zusammen, Mann! Ist ein Land, wie es alle herrenlosen Länder – denn die Herrschaft Mexikos ist so gut wie keine – einst waren, als sie noch mit dem vorliebnehmen mußten, was eben kam, selbst Unrat und Auswurf. Und, sage Euch, sind Unrat und Auswurf für ein solches Land auch vonnöten. Wäre uns hier in Texas nicht einmal gedient mit lauter solchen Leuten, wie die Livingston, Rensselaer, Carolton oder Euren an Zucht und Ordnung gewöhnten Philadelphia- und New-Jersey-Quäkern; sehr respektable Leute, ohne Zweifel!

Aber für uns zu respektabel«, fuhr er nach einigen Zügen an der Zigarre fort, »zuviel Pietät, Respekt vor Autorität. Würden sich schmiegen, biegen, sich eher alles gefallen lassen, als daß sie sich wehrten, oder aufständen und dreinschlügen. Sind viel zu ordentlich, lieben die Ruhe, die Ordnung zu sehr.«

Er hielt inne.

»Brauchen aber in diesem unserm Texas, für jetzt wenigstens, nicht so sehr ruhig ordentliche Leute als vielmehr unruhige Köpfe, Köpfe, die einen Strick um den Hals, Spunk5 im Leibe haben, die ihr Leben nicht höher als eine taube Nußschale achten, nicht lange fragen, mit ihrem Stutzen sogleich zur Hand sind.«[97]

»Sollte aber meinen, mit solchen Leuten würdet Ihr nicht weit kommen«, entgegnete ich.

»Nicht weit in den Staaten, wo die bürgerliche Gesellschaft bereits geordnet, aber auf alle Fälle weiter hier als mit Euren friedlich ruhigen Bürgern, kalkuliere ich. Wären die Normannen zum Beispiel –«

Ich erschrak, als ich die ewigen Normannen nennen hörte. Wenn wir von den Normannen anfangen, wird der Faden unsers Gespinstes richtig immer lang genug, um einen Kongreßredner während seiner sechsstündigen Rede auszuhalten.

Er war jedoch einmal im Zuge, an ein Aufhalten nicht zu denken.

»Wären die Normannen zum Beispiel ruhig achtbare Leute gewesen, sie wären hübsch bei ihren Renntieren und Baumrindenbooten zu Hause geblieben; aber so waren es unruhige Köpfe, desperate Bursche, denen es selbst zwischen ihren Eisbergen zu heiß geworden, See- und Landräuber, stark an Faust und Knochen, desperat an Geist, der Schrecken der damaligen Welt, die ihnen noch zu enge. Aber eroberten diese desperaten Bursche nicht nur nacheinander die Normandie, Sizilien, England, gründeten auch ein Reich, ein wahrhaft glorioses, herrliches Reich, gegen das eure übrigen Reiche arme Teufel sind. Wäre England unter den phlegmatisch dickköpfigen Angelsachsen geblieben, nie wäre etwas Rechtes aus ihm geworden, aber mit diesem normännischen Seeräuberblute gekreuzt gab es eine gloriose Mischlingsrasse.«

»Die Briten würden sich bei Euch bedanken für den sauberen Stammbaum, den Ihr ihnen da aufpflanzt«, bemerkte ich lachend.

»Kümmere mich nicht um diese verdammten Briten«, war seine Antwort, »will sie nicht, mag sie nicht; hasse sie mit ganzem Leibe, ganzer Seele, ganzem Gemüte und aus allen Kräften; hasse sie, weil sie immer nur darauf kalkulieren, die Volksfreiheit, sie mag sich zeigen, wo sie will, im Keime zu nippen6. Ist ein fluchwürdiges Volk, dieses britische, mit seinem unter aller Kritik knechtischen Pöbel – und alles ist da Pöbel, was nicht Gentry ist – und seiner über alle Begriffe arroganten, hab- und herrschsüchtigen Gentry. Hält diese Gentry das Volk wie Sklaven und möchte die ganze Welt zu Sklaven haben, um sie desto besser ausbeuten und tyrannisieren zu[98] können. Könnt in der britischen Nation die beiden Rassen, die normännische sowohl als angelsächsische, noch immer haarscharf in ihrer Gentry und ihrem Volke erkennen. Ist diese Gentry die übermütigste, aber auch unabhängigste, freieste, erste – so wie das Volk das brutalste, dümmste, knechtischste der Welt.«

»Bei meiner Treue! Ihr stellt da den Briten eine Nativität«, bemerkte ich laut lachend, »die wahrlich das Pikante der Neuheit hat. Was mich wenigstens betrifft, so glaubte ich immer, es sei da kein Mangel an Freiheitssinn.«

»So glauben alle, die es nicht besser verstehen und nachsagen, was sie andere vorsagen gehört. Merkt Euch, daß ein unabhängig freiheitsstolzes Volk nie eine Aristokratie wie die englische aufkommen läßt. Dazu gehört ein knechtisches Element, ein echt deutsches Bauernelement, und das hat England in seinen Angelsachsen. Hat aber Großes geleistet mit diesem Bauernelemente.«

Diese Bemerkung frappierte mich wieder. Ich schaute ihn überrascht an.

»Sehr Großes«, fuhr er fort, »denn hat auf dieses Element das mächtigste Reich der modernen Welt, ja mehr, alle moderne Freiheit, alle politischen Rechte gepflanzt, hat so eine Grundlage gegeben dieser Freiheit – bei uns hat sie keine, ist hohl, ohne Fundament.«

»Das ist eine zwar aristokratische, aber, fürchte ich, nur zu wahre Ansicht«, bemerkte ich.

»Fürchte es auch«, erwiderte er die Gläser füllend.

»Ist's aber nicht seltsam«, hob er wieder an, »daß die mächtigsten Reiche, die die Erde je gesehen, von Leuten herstammen, die keine Freiheit, keine Rechte achtend alles vor sich niedertraten?«

»Wie versteht Ihr das? Was wollt Ihr damit sagen?«

»War nicht, wenn die Geschichte wahr spricht, Rom durch Abenteurer, ja Räuber, Großbritannien ganz bestimmt durch Seeräuber gegründet?«

»Ihr malt in zu grellen Farben, Richter! Die Normannen, die England eroberten, waren so wenig mehr Seeräuber als unsere heutigen Yankees fromme Pilgrime von Plymouth sind. Es waren Barone und Ritter, die von ihren Schlössern, ihren Sitzen in der Normandie auszogen, Abenteurer, wenn Ihr wollt, aber Abenteurer hohen Sinnes, ihren Feinden schrecklich, aber großmütig gegen Fremde, ritterlich gegen das zarte Geschlecht.«[99]

»Sehr großmütig, ritterlich mußten sie gewesen sein!« meinte er am Glase nippend, »sehr ritterlich, wenn königliche Prinzessinnen am Hoflager der Souveräne nicht mehr Schutz vor der ritterlich freiherrlichen Brutalität fanden, in Klöster flüchten mußten; wenn das ganze Land ein und derselbe Schauplatz von Notzucht, Blutschande, Mord, Raub und Plünderung war. Saubere Großmut, Ritterlichkeit! Nein, Mann, gereicht die gute Meinung, die Ihr da von den alten Normannen habt, Eurer jugendlich poetischen Phantasie, aber nicht Eurem gesunden Menschenverstande zur Ehre. Seid irrig, wenn Ihr glaubt, die gewaltigen Gesellen, die die Angelsachsen bei Hastings schlugen oder John-ohne-Land die Magna Charta abdrängen, waren ritterlich feine Gentlemen. Blast den Dunst und Duft weg, den sieben Jahrhunderte und Dichter und dichtende Geschichtschreiber um Eure Helden gezogen, und Ihr werdet finden, daß sie so desperat gewalttätige Bluthunde waren.«

Ich wandte mich unwillig, ja empört über diese rohe Sprache murmelnd:

»Unser amerikanischer Fluch, daß wir alles, was in unser Bereich kommt, zu unserm roh demokratischen Niveau herabziehen.«

In meinem Unwillen hatte ich lauter gesprochen, als ich es gewollt. Einige Zeit gab er jedoch keine Antwort; den Rauch seiner Zigarre von sich blasend, hielt er eine Weile inne, dann versetzte er:

»So! So ziehen wir also alles, was in unser Bereich kommt, zu unserm roh demokratischen Niveau herab? Haltet das für gemein, prosaisch, unpoetisch, nicht wahr? Sollten, meint Ihr, die alten Normannen wie Halbgötter anstaunen, wie unerreichbare Heroen der Fabelwelt? Lieder auf sie dichten? Pshaw! Wollen das Euren New Yorker, Londoner, Pariser Schöngeistern überlassen. Wollen statt dessen Euren Liederdichtern Stoffe liefern, faktische Poesie liefern. Wollen, wollen. Wollen tun, was die Normannen taten, wollen, sag' ich Euch, nicht gerade auf dieselbe Weise, aber doch etwas Ähnliches. Fühlen gerade so viel Spunk, Geist und Kraft in unserm Blute, als die Normannen je fühlen konnten. Mögt vielleicht in ein paar hundert Jahren, wenn Texas ein mächtiges Reich sein wird, auch so eine Art Glorie, einen derlei Nimbus um unsere Häupter glänzen, uns als eine Art Halbgötter dargestellt sehen.«

Ich schaute den Mann an. War er im Ernste oder hatte der Ananaspunsch seine Lebensgeister in Siedehitze aufgekocht? Der Gedankenflug[100] würde unserm heißblütigsten Kentuckier Ehre gemacht haben.

»Mögt!« versicherte er nochmals. »Haben die Normannen die dickköpfig phlegmatischen Angelsachsen bei Hastings gedroschen, haben wir mit den dünnköpfigen Mexikanern – obwohl ihrer Tausende auf einen von uns kommen – ein Gleiches im Sinne. Werden freilich unsere Taten nicht gleich so poetisch erscheinen, vielmehr prosaisch, Eure Tories und ihre Kreaturen uns nicht übel zurichten, bürg Euch dafür, als Landräuber, Diebe, zusammengelaufenes Gesindel und weiß der Himmel was alles darstellen; aber mögen wir uns mit dem Gedanken trösten, daß es den Normannen zu ihrer Zeit auch nicht besser ergangen, über sie gewiß auch Zeter und Weh geschrien worden, als sie die Normandie als Seeräuber und England als Landräuber überfielen. Legte sich erst, als sie beide hatten, mit der Zeit der Nimbus, die Glorie um ihre Häupter, fanden dann erst Mittel und Gelegenheit, ihre Dichter und dichtenden Geschichtschreiber zu bezahlen, fromme Pfaffen zu mästen, die dem guten Volke ihr Tun als von Gott eingegeben und gesegnet darstellen mußten. Zieht diesen Nimbus weg von Euren Helden, und Ihr werdet finden, daß ihr Blut weder reiner, noch röter war als das unsrige – nicht einmal so rot und rein.«

Auf eine solche Rede ließ sich keine Antwort geben, ich schwieg also.

»Pooh, pooh Mann! Seid verdrießlich. – Müßt das nicht sein, hört sonst alle Unterhaltung auf. Wollte Euch nicht verdrießlich machen, Euch bloß sagen, daß die Welt mit jedem Jahrzehente anders und doch immer und ewig dieselbe bleibt, der Stärkere den Schwächern, der Schlaue den Einfältigen überwältigt und überlistet, der Überwältiger aber, besonders wenn er so gescheit ist, die Samuele auf seine Seite zu bringen, immer im Rechte ist, wenn er auch zehnmal unrecht hätte, der ärgste Tyrann, Schelm wäre. War von alten Zeiten her so, ist noch so.

Ist noch so fuhr er sein Glas absetzend, fort – wird auch heutzutage trotz Aufklärung das Ruchloseste, Gottloseste, Schmutzigste als fromm, gerecht, rein, staatsklug, und wer weiß was alles, dargestellt. Denkt nur an die Griechen vor einigen Jahren und die Polen eben jetzt! Wie da die Metzelei von Scios7 als Heldentat, als zur Ordnung,[101] zur Ruhe ersprießlich dargestellt wurde; und jetzt der armen Polen – Plackereien, Würgereien von Euren im Despotensolde stehenden englischen, französischen und deutschen Toriezeitungen! Pooh! ein paar Pensionen tun heutzutage, was in alten Zeiten ein paar gestiftete Klöster und Abteien taten. Hab' die Geschichte unsers gemeinschaftlichen Stammlandes auch gelesen und muß Euch zu Eurem Troste gestehen, so gläubig geglaubt wie der frommste Katholik sein Kredo. Verging mir aber wieder dieser Glaube, als ich mich im Buche der Welt umsah, wurde mir da eine ganz neue Version klar, ohne Nimbus, Dunst oder Duft.

Umglitzern dieser Nimbus, Dunst und Duft alle Geschichte von Moses herab bis auf die neuesten Zeitungsartikel. Verstand schon der alte Moses den Gebrauch der Elektrisiermaschine, wußte Blitze und Glorien und Donner hervorzubringen, den lieben Gott an allen Ecken und Enden leuchten zu lassen und richtig immer am stärksten, wenn er irgendeine Schelmerei im Schilde führte; von wo er dem albernen Pharao mit seinen noch albernern Ägyptern ihr Silbergeschirr mit – und Reißaus nahm, bis wo er die Philister und Moabiter und Amalekiter und wie sie alle hießen, im Namen desselben Gottes wie schädliches Gewürm von der Erde vertilgte.«

»Das waren seine Nachfolger, der kriegerische Josua und der fromme Aaron«, schaltete ich wieder, nicht wenig amüsiert über des Mannes naiv ungläubige Bibelparaphrase, ein.

»Denen zulieb die Sonne geschlagene vierundzwanzig oder mehr Stunden Schildwache stand?« lachte er. »Wohl, wohl! Hebräer beide, kalkuliere ich, und doppelt destillierte, trotz dem besten unserer Yankees. Bin aber, muß Euch gestehen, doch der Notion, daß die alte Jungfrau Europa, das heißt die alten Griechen und Römer, trotz ihrer Jupiters und Venusse, die gescheiteren waren, als sie sich mit diesen pretiosen Hebräern nicht in nähere Bekanntschaft einließen, und das neue Europa, die junge Jungfrau, wie eine ziemlich törichte Jungfer handelte, als sie mit diesen Hebräern gar so intim wurde. Hat für ihre gloriosen, geheiligten Königssalbungen und Legitimitäten und Katholizismus wahrlich teuer bezahlt, wird noch teurer bezahlen müssen. Wohl bekomme es ihr aber, je ärger für sie, desto besser für uns!«

Die malitiöse aber geistreiche Anspielung machte mich wieder laut lachen.[102]

»Haben auch wir in unserer Geschichte, – die doch im Vergleich zu den andern Ländern und Völkern ein wahrer Tugendspiegel ist, mehr denn nötig von diesem Hebräismus, kalkuliere ich«, fuhr er wieder sein Glas hebend fort. »War der liebe Gott unsern frommen Plymouth-Vätern auch richtig immer zur Hand, wenn sie unsern roten Philistern, Amalekitern, Moabitern, unsern Indianern einen Hieb versetzen, einen freisinnig aufgeklärten Mann in irgendeine Teufelei oder die Klauen ihrer blue laws zu bringen gedachten. Geht sie nur durch, unsere Geschichte, werdet es finden. Pooh! alle sind wir arme Sünder, die da glauben, dem lieben Gott just so wie der dummen Welt einen blauen Dunst vor die Augen zu machen.

Geht Euch aber«, fuhr er ernster fort, »in der Prärie wieder ein ganz anderes Licht als in Euren Städten auf; denn sind Eure Städte von Menschenhänden gemacht, von Menschenodem verpestet, die Prärie aber von Gottes Hand geschaffen, seinem reinen Odem belebt. Und klärt dieser reine Odem Euren in den Städtedünsten trübe gewordenen Blick wunderbar auf! Ist eine schöne Sache, dieses Aufklären, wenn so die verdorbenen, verpesteten Dünste schwinden, Ihr der Wahrheit bis auf den Grund schaut, schaut, wie der große Staatsmann droben hantiert, zu seinen schönsten, herrlichsten Werken just die desperatesten Elemente nimmt, ja eingefleischte Teufel, die da hausen, als wären sie just aus der Hölle heraufgestiegen!«

Ich schaute ihn an, wo wollte er wieder hinaus?

»Jawohl, eingefleischte Teufel, und hausten schier, als wären sie just aus der Hölle herausgeborsten.«

»Wen meint Ihr, Richter?«

»Wen? Wen? Wen anders als die Normannen?«

Ich fuhr auf, als wäre ich von einem Skorpion gestochen. Die bullenbeißerische Hartnäckigkeit, mit der er an seinen Normannen hing, schien mir an Monomanie zu grenzen.

»Ihr scheint diese Normannen wirklich stark auf dem Korne zu haben, Richter«, bemerkte ich kopfschüttelnd, »was Teufel haben sie Euch nur getan?«

»Nichts, Mann, gar nichts als Gutes. Waren, obwohl gegen die Franzosen und Angelsachsen eingefleischte Teufel, wieder die gloriosest mächtigst gewaltigsten Bursche für uns. Wären ohne diese Normannen kein Großbritannien – keine Vereinigten Staaten –[103] kein Virginien; wäre eine miserable Spießbürgerwelt, die ganze Welt.«

»Wohl! Und warum immer und ewig auf diesen Normannen, als wären sie der Abschaum der Menschheit, herumhämmern? Glaube doch, haben alle Ursache, stolz auf diese Normannen zu sein.«

»So glaube ich auch, kalkuliere aber, müßt, um von einem Gegenstande eine klare Notion zu haben, ihn nicht nur von der Licht- oder Sonnen-, müßt ihn auch von der Schatten-, der Winterseite betrachten. Haben die Normannen uns sicherlich ein glorioses Erbe hinterlassen, kalkuliere aber, waren nichts weniger als Engel, als sie dieses Erbe erwarben, vielmehr eingefleischte Teufel.

Eingefleischte Teufel – fuhr er fort – die sich keinen Strohhalm um Recht, Gottesfurcht, Religion, Sitte oder die Meinung der Welt kümmerten.«

»Woraus schließt Ihr das?«

»Will Euch sagen, woraus ich das schließe. Schließe es erstlich aus dem Umstande, daß sie einem Bastarde, William, dem Sohne der Gerberstochter von Falaise, folgten. Waren, seht Ihr, gar nicht so heikelig, wie es sonst wohlerzogene Barone zu sein pflegen. Sahen auf den Mann, obwohl dieser Mann ohne priesterlichen Konsens in die Welt gekommen. Und ein tüchtig gewaltiger Mann mußte er gewesen sein, ein glorioser, obwohl ungläubig wie ein Heide! Will Euch sagen, woraus ich das wieder schließe. Stürmte, als er sich zu Fecamp mit seinen Normannen einschiffte, als ob die Hölle los wäre, stürmte grausig, sagen die alten Chroniken, und schüttelten männiglich darob die Köpfe. Kümmerte sich aber weder um Sturm noch Kopfschütteln. Schifft sich ein, landet trotz böser Vorzeichen glücklich an der englischen Küste, landet, versteht Ihr? Setzt aber kaum den Fuß auf die englische Küste, als er stolpert und der Länge nach hinschlägt. Schlägt hin, so daß selbst seine Normannen stutzen, denen war das ja ein schlimmes Omen, und würde dieses Omen jeden gläubigen Christen wohl zum Umkehren bewogen haben, nicht aber ihn. War er der Mann nicht, sich schrecken zu lassen! Springt auf, zieht vorwärts, treibt alles vor sich her, bis er endlich auf das Heer der Angelsachsen vor Hastings stößt, das er ohne weiteres angreift und aufs Haupt schlägt.«

»Wißt Ihr, daß Ihr eine ganz eigene Schlußmanier habt, Richter?« schaltete ich lachend ein.[104]

»Handelt sich darum, die Charaktere Williams und seiner Normannen zu entwickeln, festzustellen«, versetzte er, »und kalkuliere, sind es just diese Züge, diese Pinselstriche, die uns seine und seiner Gefährten Physiognomien richtig geben. Merkt wohl, war er erstens Bastard, der als Bastard auf seines Vaters Erbe keinen Anspruch hatte, sich also mit seiner Faust etwas erwerben mußte. War aber diese Faust kräftig und zog natürlich alle kräftigen Fäuste, die gleichfalls zu Hause nichts zu verlieren, in der Fremde alles zu gewinnen hatten, an. Glaubt Ihr, daß, wäre er der legitime Erbe der Normandie, seine Normannen begüterte Barone gewesen, sie auf Länderraub nach England ausgezogen wären?«

»Es ist viel Richtiges, Scharfsinniges in Euren Bemerkungen, aber was wollt Ihr eigentlich damit? Ihr müßt das Kind ja nicht wieder mit dem Bade ausschütten.«

»Will's nicht, will's nicht, will nur sagen, nur sagen, daß weder dem Bastarde noch seinen Normannen mit dem bloßen Ruhme, die Angelsachsen überwunden zu haben, gedient war, und daß ich von jener Großmut, Generosität, Hochherzigkeit, von der Eure Dichter und Geschichtschreiber den Mund so voll nehmen, wenige oder gar keine Spuren mehr von dem Tage von Hastings anfinde.«

»Weil Ihr durch ein zu schwarzes Medium seht.

Sehe ich? Kalkuliere, sehe aber doch nicht! Kalkuliere, seht Ihr vielmehr durch ein romantisches, ich aber durch ein klares, gesundes, welterfahrenes Medium. Zeigten wohl diese Plantagenets8 und ihre Helfershelfer und Spießgesellen Großmut oder chevaleresken Sinn, als sie die armen Angelsachsen aus ihren Hütten und Häusern trieben, ihnen den Rock vom Leibe stahlen, sie nackt ins Elend stießen, zur härtesten Sklaverei verdammten? Pooh! zeigten nur, wes Geistes Kinder sie waren. Waren und blieben Tyrannen.

Waren und blieben Tyrannen, die härtesten, blutdürstigsten Tyrannen, die je die Völkergeisel geschwungen; waren's selbst Eure Besten, Eure gepriesenen Harrys, Edwards. Denkt nur, auf welche Weise sie Richard dem Zweiten mitgespielt, was Richard der Dritte alles trieb.«

»Aber die herrlich ritterlichen Taten eines Schwarzen Prinzen,[105] eines Edward und so vieler anderer, die kommen bei Euch in keinen Anbetracht?«

»Ei doch!« versetzte er ganz ruhig, sein Glas ansetzend. »Doch, doch! Glaubt Ihr denn, es läge mir daran, meine und der meinigen Vorfahren herunterzumachen? Behüte! Nur im gehörigen Lichte wollte ich sie Euch zeigen. Sage Euch, findet immer neben den tiefsten Tälern die höchsten Berge, neben den schauderhaftesten Gewalt- die herrlichsten Großtaten. Sind die einen die notwendigen Bedingungen der andern, entsprießt aus einem flachen, sandigen, gemeinen Alltagsboden nie etwas wahrhaft Großes. Wollt Ihr ein großes Gebäude aufführen, müßt Ihr vielerlei Steine, wollt Ihr Reiche und Staaten gründen, vielerlei Menschen nehmen.

Werden Länder und Reiche nicht wie Bräute gewonnen durch Sanftmut, Geduld, Artigkeit, Bescheidenheit, sondern durch Gewalt, Übermacht und Dreinschlagen. Wären die Normannen feine, artige, Zucht, Ordnung und Recht liebende Gesellen gewesen, würden sie weder die Normandie, noch England je gesehen haben. So aber waren es rauhe, gewaltige, rohe Gesellen, die sich keinen Fiedelbogen um die Welt und ihre Meinung kümmerten, ihre Pfaffen für sich beten, den Segen des Himmels herabflehen ließen, aber wie eingefleischte Teufel hausten.

Wie eingefleischte Teufel hausten – fuhr er sein Glas absetzend fort. – Und das nicht bloß ein, zwanzig oder dreißig Jahre, ein oder zwei Jahrhunderte, nein, fort und fort, die ganzen sechs, ja sieben Jahrhunderte bis auf den heutigen Tag. War von dem Tage an, wo der Bastard in England gelandet, gerade als ob eingefleischte Teufel da eingekehrt, keine Ruhe mehr, kein Frieden, nichts als Gewalttaten, Krieg und Blutvergießen. Ging zuerst über die armen Angelsachsen her; als sie mit diesen fertig, über Wales, dann Schottland, dann über Irland, dann wieder über Frankreich, das sie in Stücke zerrissen; dann fielen sie zur Abwechselung übereinander her, die Yorks über die Lancaster. Als sie sich so ein fünfzig, sechzig Jahre zerzaust, sollte man doch geglaubt haben, sie würden des ewigen Raufens und Würgens müde sein? Nichts dergleichen. Mußten die Spanier jetzt her, wieder die Irländer, wieder die Franzosen. Hatten schier keinen Augenblick Ruhe, selbst wenn sie auf ein paar Jahre Frieden schlossen; mußten hinaus nach Westindien, von Westindien nach unserm Amerika, da auf Abenteuer aus mit unsern Indianer-Prinzessinnen9[106] in Virginien, sich mit Bären, Wölfen und heulenden Indianern herumzubalgen.«

Ich lachte herzlich über diese Geschichts-Paraphrase.

»Aber um's Himmels willen! Was wollt Ihr nur mit Euren ewigen Normannen?«

»Nichts weiter, lieber Mann, als Euch zeigen, daß diese Normannen die absolutest gewaltigst mächtigst heillosesten Gesellen waren, die je existierten.«

»Das haben wir ja aber alles schon gehört und wieder gehört.«

»Geradezu ruchlose Gesellen, die alle zusammen nicht mehr Pietät, Frömmigkeit, Gottesfurcht, Bescheidenheit aufweisen konnten, als in die Rocktasche eines unserer Quäker hineinginge; so arrogante Gesellen, daß sie sich alles zutrauten, und weil sie sich alles zutrauten, auch alles ausführten, das größte, mächtigste Reich der Erde nicht nur gründeten, sondern sich auch als die Herren, als die Lords dieses Reiches bis auf den heutigen Tag erhielten, mit einem Worte, Männer waren.

Männer waren – wiederholte er das Glas wieder ansetzend –, Männer, die wußten, was sie wollten, die ihren Souveränen, den Plantagenets, nicht die Kastanien aus der glühenden Asche herausholten, sondern sie für sich selbst behielten, die sich um ihre Rechte nicht wie die Barone anderer Völker prellen ließen, dafür die Leiblakeien machten, sondern sie schwarz auf weiß verlangten, und was mehr, dieses Schwarz-auf-Weiß keinen toten Buchstaben sein ließen. Seht Ihr, Mann, liegt darin der Unterschied zwischen den Nor- und den Germanen, waren beide anfangs Mannen, aber blieben die Normannen Mannen, die Germanen aber wurden – Bedientenseelen. Hatten die letzteren dieselben politischen Rechte, wie sie die Normannen dem John-ohne-Land abtrotzten; denn war die Magna Charta nichts Neues, ist bloß die geschriebene Urkunde der Rechte und Privilegien, die die Germanen in ganz Europa genossen; aber ließen sich diese Germanen – gute Tröpfe, wie sie immer waren – um ihre Rechte prellen, die Normannen aber wiesen die Zähne.

Wiesen die Zähne, wie die Stuarte zu ihrem Schaden erfuhren, statuierten ein Exempel, das, kalkuliere ich, noch manchem Stuart die Zähne klappern machen wird.[107]

Heißt zwar in der Schrift, daß Frömmigkeit, Gottesfurcht, Demut und so weiter zu allem nützlich ist, sage aber meinesteils: der Spruch ist auf der einen, aber nicht auf der andern Seite wahr. Wären die Normannen fromme, gottesfürchtige, demütige Leute gewesen, sie hätten sich, wie die Deutschen, eines ihrer Rechte nach dem andern abstrahieren, – das Fell über die Ohren ziehen lassen. Wäre Hugo Capet ein frommer, gottesfürchtig demütiger Mayordomo oder Graf von Paris gewesen, er wäre ein demütiger Graf von Paris geblieben, kein Hahn hätte über ihn weiter gekräht, die Karolinger säßen noch auf dem Throne. Sind es nicht die guten, frommen, demütigen Fürsten so wenig als Völker, die es weit bringen. Waren die besten Fürsten für England, Frankreich just die gewissenlosesten, am wenigsten skrupulösen. Tat Ludwig der Eilfte, der große Schelm, den Ihr unter diesen Capets findet, mehr für die Größe Frankreichs als zwanzig heilige Ludwige. Tat es durch so schwarze Bösewichte, als je die Erde trug, Bösewichte, in Vergleich zu denen Bob ein Tugendspiegel ist. Wußte aber, was er mit seinen Oliviers, seinen Gevattern, wollte. Sind auch die Oliviers, die Gevattern, die Bobs einem Staatsmanne notwendig.«

Die Bobs betonte er in einer Weise, die mich aufprallen machte.

»Die Bobs?« rief ich.

»Ei, die Bobs!« wiederholte er.

»Die Bobs?« rief ich nochmals. »Was mit Bob? Was wollt Ihr mit ihm?«

»Was wir mit Bob wollen?« meinte er, eine frische Zigarre nehmend. »Was die Plantagenets, die Capets mit Leuten seinesgleichen wollten, das wollen wir auch.«

»Aber Ihr seid kein Plantagenet, kein Capet!«

»Just so gut wie jeder von ihnen, just so gut wie der beste von ihnen«, meinte er wieder, ganz ruhig die Zigarre anbrennend.

»Just so gut«, wiederholte er, nachdem er sie angeraucht, »und kein Jota geringer. Sind just so gut und just so frei, aus uns zu machen, was wir können, als irgendeiner der Plantagenets oder Capets, so wenig einem untertan als sie. Sind freie amerikanische Bürger, Mann, niemandem als Gott und dem Gesetze untertan.«

»Dem Gesetze – Ihr sagt recht. Und dieses Gesetz, erlaubt Euch dieses Gesetz –?«

»Texas den Mexikanern wegzunehmen, meint Ihr?« lächelte er.[108] »Just so gut, als das Gesetz William dem Eroberer erlaubte, England den Angelsachsen abzunehmen, ja besser. Und wenn Leute wie die Bobs dabei förderlich sein können, so sehe ich gar nicht ein –«

Und der Mann sagte das alles so ruhig, gleichmütig! Seine Sprache übertraf alles, was ich je der Art gehört, by a long chalk10, wie wir zu sagen pflegen.


»Aber, die Wahrheit zu gestehen, sehe auch ich nicht ein, Oberst, was Ihr an dieser Sprache so Außerordentliches findet?« fiel hier der Oberst Bentley ein. »Glaube doch, er sprach wie ein Bürger dieser unserer Vereinten Staaten zu sprechen das Recht hat?«

»Allerdings«, lachte Oberst Oakley, »nur drückte er sich denn doch ein bißchen quer aus. Man sieht, daß er auf neuem, auf texasischem Boden stand.«

»Weites Feld und keine Gunst11 wollte«, lachte ein zweiter.

»Ebenso!« meinte Oakley.

»Ganz gewiß!« fiel hier der General ein. »Dieser Alkalde, Oberst Morse, war er derselbe, der gegen den General Cos und Oberst Mexia so entschieden auftrat, die Gärung zum Ausbruche brachte?«

»Derselbe!« versetzte der Oberst.

»Dachte es wohl! Ein gewaltiger Charakter, ob wohl ein wenig verschroben!«

»Ein wenig nennt Ihr das?« rief ungeduldig Oberst Cracker. »Ein wenig, General? Sagt vielmehr absolut verschroben! Empörend! Gegen alle gesellschaftliche Ordnung! Der Geselle gehört ins Toll- oder Besserungshaus!«

»Meint Ihr so?« fragte spöttisch der texasische Oberst. »Dann muß ich ja ordentlich bedauern, Euren moralischen Zartsinn so unangenehm berührt, vielleicht gar erschüttert zu haben.«

»Wollen ihn vorerst aushören«, fiel begütigend Oberst Oakley ein.

»Wollt Ihr so gefällig sein, Oberst, ihn uns weiter hören zu lassen?« bat der General.

»Sehr gern!« war die Antwort.

1

Wird eine imaginäre Linie zwischen den sklaven- und nicht sklavenhaltenden Staaten, das heißt, zwischen dem Süden und Norden genannt.

2

Virginien, früher der mächtigste Staat, ward emphatisch das alte Dominion (Old Dominion), die Herrschaft, genannt.

3

Englische Hofämter, den deutschen Oberst-Kämmerern und so weiter entsprechend.

4

New York hat beiläufig 50 000 englische Quadratmeilen, Texas 150 000, also ungefähr drei Viertel des Flächeninhalts von Frankreich.

5

(Spunk) Feuer, Mut.

6

(Engl. nip) vernichten, zerstören.

7

Ältere Form für Chios; siehe Erläuterungen ›Chios‹.

8

Beinamen des Hauses Anjou, das 1154–1399 in England regierte.

9

So heiratete 1613 John Rolfe die Häuptlingstochter Pocahonta und brachte sie nach London, wo sie sehr gefiel, aber jung starb.

10

In hohem Grade.

11

Weites Feld und keine Gunst: freie Betätigung und gleiches Recht; amerikanischer Grundsatz.

Quelle:
Charles Sealsfield: Gesamtausgabe der amerikanischen Romane in fünf Bänden. Band 5, Meersburg am Bodensee und Leipzig [o. J.], S. 87-109.
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