An Gehler

[158] Einsam durchirr' ich von Fels zu Fels

Die Gruppen der Berge des Muldenthals;

Ruhe wallt sanft in dem Fluß hin durch sie,

Und des Dorfs Herdengeläut tönt in der Schlucht.


Röthlicher glühet der Tempel dort,

Und später noch flötet die Nachtigall;

Schauerlich wirds in dem Hain, wenn das Lied

Nun verhallt, wird in des Thals Einsiedeley.


Freundlicher winken die Gruppen dir

Der Freunde die rund um dein Bildniß stehn;

Jedes Herz, deinem verwandt, schlägt dir zu,

Und es schlägt lieblicher als Nachtigallied.[159]


Glücklich der Abend, der so vereint!

Er wird mir zur Feyer im Muldenthal:

Und mein Fuß pilgerte schnell hin zu euch,

Wär' er frey; aber doch frey pilgert das Herz.


Kränze die Göttinn die Schläfe dir,

Zu werden der Segen der Vaterstadt!

Und vielleicht, wallet mir einst Silberhaar

Um das Haupt, komm' ich mit Dank freundlich zu dir.

Quelle:
Johann Gottfried Seume: Gedichte. Wien und Prag 31810, S. 158-160.
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