An Elise Sommer

[205] Sonett


Alle meine Freuden seh' ich schwinden,

Die Natur entschlummert: blätterleer

Reizen meine Wälder mich nicht mehr,

Schon durchsaust von herbstlich-rauhen Winden.


Dir, o Freundin, einen Kranz zu binden,

Späht' ich in der öden Flur umher;

Suchte Blumen, doch es ward mir schwer,

Eine einz'ge blühend noch zu finden.


Nimm denn Alles, was ich geben kann,

Dieses Liedchen, nimm es freundlich an!

Aus dem Herzen ward es Dir gesungen.


Froh des schönen Festes, weih' ich hier

Tausend heisse Segenswünsche Dir

Und der Freundschaft neue Huldigungen!


v. Wildungen.

Quelle:
Elise Sommer: Gedichte, Frankfurt a.M. 1813, S. 205.
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