Fräulein Adelwerth aus Krähwinkel;

ein von dem Herrn Baron v.H. aufgegebenes Impromtü

[137] Ich bin das Fräulein von Adelwerth,

Mein Vater hat sechszehn Quartiere,

Auch hat mich mit Mühe der Küster gelehrt:

Der Theile der Welt wären viere!


Ich weide mein Schäfchen im blumigen Klee;

Wie tönt mir so lieblich sein Name!

Auch mal' ich ein Blümchen und klüpfe Filet

Und spiele die gnädige Dame;


Ich mische die Karten mit seidener Hand

– Dem Bürger gehören Geschäfte; –

Auch Blumen versteh' ich zu schlingen mit Band;

Zu üben im Tanze die Kräfte!


Jüngst wollt' es gar wagen das Töchterlein

Des Pfarrers, mich traulich zu kosen,

Ich lies es gescheh'n: denn wir waren allein;

Doch brannten die Wangen, wie Rosen!
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Wahr ist es, sie übet der Tugenden viel,

Im Hause herrscht Ordnung und Fülle;

Die Wünsche der Aeltern sind immer ihr Ziel,

Der Wille derselben ihr Wille!


Sie lebet dem Fleisse bei süssem Gesang,

– (Den Geist hat gebildet der Vater) –

Der Künste sind viele, die sie sich errang;

Doch lieb' ich noch mehr meinen Kater!


Er ward von hochadlichen Händen gepflegt,

Und wittert den Bürger von ferne,

Wie funkeln die Aeuglein von Freude bewegt,

Erscheint der Papa mit dem Sterne!


Mit Recht wird dem Edlen, den Tugend nur ehrt,

Fein, unter vier Augen, geschmeichelt,

Im Zirkel der Gnäd'gen der Rücken gekehrt,

Und da auch nicht weiter geheuchelt.


Und sechszehn Quartiere! wie klingt es so stolz;

Doch muss ich mich leider bequemen,

Wenn er mich lässt sitzen, der Lieut'nant von Holz,

Den redlichern Bürger zu nehmen!

Quelle:
Elise Sommer: Gedichte, Frankfurt a.M. 1813, S. 137-139.
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