69. Mansfeld.

[79] Mündlich aus Mansfeld.

Deutsche Sagen der Brüder Grimm 2,569.


Der Stammherr der Grafen von Mansfeld gewann dem Kaiser, seinem Herrn, viele Schlachten in Italien. Aus Freude darüber erlaubte ihm der Kaiser sich eine Gnade auszubitten, und der Graf bat um so viel Land in Thüringen, als er mit einem Scheffel Gerste umsäen könne. Das gewährte der Kaiser gern, und der Graf fuhr mit einem kaiserlichen[79] Rathe nach Deutschland, und als sie nach Wallhausen kamen, fing er zu säen an. Er hieß seinen Kutscher langsam fahren und zettelte eine Handvoll Gerste nach der andern dünn über das Feld. Sie fuhren im Kreise um zweihundert und zwei Dörfer, und so entstand die jetzige Grafschaft Mansfeld. Der kaiserliche Rath aber glaubte, sein Herr der Kaiser sei betrogen, und verklagte den Grafen bei ihm, daß er des Kaisers Gnade misbraucht habe. Da lachte der Kaiser und sprach »Gesagt ist gesagt. Kaiserliches Wort muß wahr bleiben, wie man es auch deutet. Das ist des Mannes Feld!« Darum heißt die Grafschaft bis auf den heutigen Tag Mansfeld, und die Grafen führten Gerstenkörner im Wappen.

Quelle:
Emil Sommer: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen 1. Halle 1846, S. 79-80.
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